Kultur
"Kulturzeit" vom 11.01.2024: Rechtsextremes Geheimtreffen mit AfD
Die Themen der Sendung: AfD und Rechtsextreme - Gespräch mit Justus von Daniels, 60 Jahre Auschwitz-Prozesse, Katharina Teutsch über Tim Staffels "Südstern", Ausblicke 2024: Lukas Bärfuss/Oliver Masucci und Agentin Sonja.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 11.01.2025
Die Themen der Sendung:
Rechtsextremes Geheimtreffen mit AfD - Gespräch mit Justus von Daniels
AfD-Politiker haben im November 2023 in Potsdam an einem Treffen teilgenommen, bei dem unter anderem der Taktgeber der rechtsextremen Identitären Bewegung, Martin Sellner, seine Ideen vortrug. Bei dem Treffen soll über einen "Masterplan" zur Migrationspolitik gesprochen worden sein, wie das Medienhaus Correctiv am 10. Januar berichtete. Der Plan habe die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland vorgestellt und wurde von den Teilnehmern unterstützt. Danach sollen nach dem Willen der Rechtsradikalen nicht nur Menschen ohne deutschen Pass das Land verlassen müssen, sondern auch deutsche Staatsbürger mit internationalen Wurzeln, die ihnen nicht passen. Von AfD-Seite war unter anderen Roland Hartwig dabei, Berater von Parteichefin Alice Weidel.
Politiker reagierten auf die Recherchen mit Entsetzen. "Dass wir aus der Geschichte lernen, das ist kein bloßes Lippenbekenntnis", schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz bei X. "Demokratinnen und Demokraten müssen zusammenstehen", betonte der Kanzler. "Wir lassen nicht zu, dass jemand das 'Wir' in unserem Land danach unterscheidet, ob jemand eine Einwanderungsgeschichte hat oder nicht." Er fügte hinzu: "Wir schützen alle - unabhängig von Herkunft, Hautfarbe oder wie unbequem jemand für Fanatiker mit Assimilationsfantasien ist." SPD-Fraktionschef Mützenich sprach von einem "braunen Sumpf", der sich zusammengesetzt habe, um "Entscheidungen gegen den Rechtsstaat zu treffen" und "sich auf einen Umsturz vorzubereiten". Das Treffen fand in einem Hotel in der Nähe von Potsdam statt. Dazu sollen der Investor und Gesellschafter der Burgerkette "Hans im Glück", Hans Christian Limmer, sowie der Rechtsextremist Gernot Mörig eingeladen haben. "Hans im Glück" trennte sich inzwischen vom Anteilseigner Limmer. Wir sprechen über das geheime Treffen und über mögliche Konsequenzen mit Correctiv-Chefredakteur Justus von Daniels.
Vor 60 Jahren – Auschwitz-Prozesse in Frankfurt
Es war einer der größten Prozesse der Nachkriegszeit und das bis dahin wichtigste Verfahren gegen die Nazi-Verbrechen in Deutschland. Der erste Auschwitz-Prozess begann fast 20 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und kurz vor Weihnachten 1963. 22 Täter waren damals angeklagt, mehr als 350 Zeugen wurden angehört. Dass es überhaupt zum Prozess kam in einer Zeit, in der die meisten Deutschen die dunkle Vergangenheit verdrängen wollten und lieber die Wirtschaftswunderjahre genossen, ist dem hartnäckigen Einsatz des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer zu verdanken. Ihm war es ein persönliches Anliegen, die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuarbeiten: Bauer war 1933 einige Monate lang selbst in KZ-Lagerhaft. Eine Reihe beleuchtet nun den Werdegang der Auschwitzprozesse in Frankfurt.
Tim Staffel "Südstern" – Literaturgespräch mit Katharina Teutsch
Tim Staffel erzählt in seinem neuen Roman "Südstern" temporeich vom alltäglichen Kampf ums Überleben in Berlin Kreuzberg aus der Sicht zweier Protagonisten: Vanessa ist studierte Pharmakologin, hält sich aber mit ihrem Job in einer Bar einigermaßen über Wasser. Irgendwann beschließt sie, finanziell auch mal auf einen grünen Zweig kommen zu wollen und wird Drogenkurierin. Liiert ist sie mit Olli, einem Politiker, der zugleich Drogenbeauftragter seiner Partei ist. Beziehungsstatus: kompliziert.
Deniz ist Streifenpolizist und reibt sich zwischen seinem Dienst und der Fürsorge für seinen an Parkinson erkrankten Vater auf. Er ist chronisch knapp bei Kasse, fährt Doppelschichten und kann sich nur mit Mühe die Pflegekraft für seinen Vater leisten. Eines Tages kreuzen sich ihre Wege. Der Autor schreibt nüchtern, fast lakonisch, wie es ist. Er beschönigt nichts, wertet nicht groß. Irgendwie müssen alle im Roman schauen, wie sie über die Runden kommen. Es geht um die kleinen und großen Ungerechtigkeiten, die manchmal Geld kosten aber auch Unsummen einbringen können. Und um ein Stück vom Glück. Manchmal ist es eine Frage des Risikos, das man bereit ist, einzugehen. Ein Roman über das pure, ungeschönte Leben, mitten in Berlin. Wir sprechen mit der Literaturkritikerin Katharina Teutsch über den Roman.
Ausblicke 2024: Lukas Bärfuss und Oliver Masucci
Zum Jahresbeginn 2024 fragen wir Künstler*innen der 3sat-Länder, wie sie auf das neue Jahr blicken. Welche Wünsche, Hoffnungen und Sorgen gehen ihnen durch den Kopf? Welche künstlerischen Projekte, Pläne und Ideen möchten sie verwirklichen? Kriege halten immer noch an, die Demokratie steht unter Druck - die Gräben zwischen links und rechts, liberal und konservativ, arm und reich werden immer unüberbrückbarer. Wie nehmen sie die Lage wahr und welche Hoffnungen und Wünsche haben sie? Im vierten Teil blicken Lukas Bärfuss und Oliver Masucci auf ihr 2024.
Agent "Sonja": Sind Frauen die besseren Spione?
Denkt man an Spionage, ist man rasch in der Welt eines James Bond. Männlich und auf jedem Parkett stilsicher sind sie, die Spione. Frauen gehen dabei oft vergessen, fliegen unter dem Radar, sind dadurch aber oft gar die besseren Spione. So etwa "Sonja", die "Superagentin", die für Moskau im Zweiten Weltkrieg Nazideutschland ausspionierte. Eine aktuelle Ausstellung im Imperial War Museum in London zeichnet ihre und weitere solcher spannenden Geschichten nach.