Kultur
"Kulturzeit" vom 22.01.2025: Syrische Kurdinnen kämpfen für ihre Rechte
Die Themen der Sendung: Syrische Kurdinnen, Ronya Othmann zu Syrien, "Henry Fonda for President", Theatertreffen, "Upcycling Havanna", Schweizergarde.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2025
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 11.06.2025
Die Themen der Sendung:
Syrische Kurdinnen kämpfen für ihre Rechte
Im Nordosten Syriens leben überwiegend Kurden. Sie leben dort relativ autonom, haben sich einen Gesellschaftsvertrag gegeben und politische Vertreter eingesetzt. Den von Kurden erträumten Kurdenstaat gibt es nicht, aber eine relative Autonomie, die natürlich von keinem Staat anerkannt wird. Eine besondere Rolle kam den Kurden zu, als der Westen gegen den IS kämpfte. Von den USA bewaffnet und unterstützt, haben Kurden den IS im Jahr 2019 besiegt. Seitdem sind Tausende islamistische Terroristen und Gefährder in Lagern in Haft – bewacht von Kurdinnen und Kurden.
Seit dem Fall des Assad-Regimes gerät diese Ordnung ins Wanken. Der türkische Präsident Erdogan sieht sich ohnehin von den Kurden bedroht, weil er fürchtet, dass Freiheitsrechte anderer Kurden die türkischen Kurden auf Ideen bringen könnten. Seit Assad weg ist, bombardiert er, unterstützt von verschiedenen Milizen, die Kurden im Norden Syriens. Milizen sind in das Kurdengebiet eingedrungen und bekämpfen die Kurden. Kobane ist bereits umzingelt, tausende Kurden sind auf der Flucht. Und auch die Unterstützung der USA bröckelt. Trump hat bereits angekündigt, er werde die US-Truppen abziehen.
Das wäre eine Lunte am Pulverfass IS, denn noch ist nicht ausgemacht, wer die Bewachung der Terroristen übernimmt, wenn die Kurden nicht mehr geschützt oder gar vertrieben sind. Auch gesamtgesellschaftlich hat das Ganze eine große Tragweite. Denn, was kaum jemand weiss: Frauen genießen in Nordost-Syrien Gleichberechtigung. Das haben sich die Kämpferinnen erstritten. Seit sie in Waffen sind, haben sie die patriarchalen Strukturen aufgebrochen und das wirkt auf die gesamte kurdische Gesellschaft, auf alle Schichten. Diese Entwicklung ist einzigartig im arabischen Nahen Osten. Dies alles steht derzeit auf dem Spiel. Ob den neuen Machthabern in Damaskus zu trauen ist, steht in den Sternen. Wir haben mit der Politikwissenschaftlerin Dastan Jasim und Ilham Ahmed, Leiterin des Büros für Außenbeziehungen in Nordost-Syrien, über den Kampf der kurdischen Frauen für ihre Rechte gesprochen.
Ronya Othmann über die Lage der Kurden in Syrien
Diesen Winter reiste Ronya Othmann nach Syrien und porträtierte "Einen der letzten Juden von Damaskus". Bereits im Jahr zuvor war sie in der Region unterwegs und dokumentierte in ihrem Buch "Vierundsiebzig" den Völkermord an den Jesiden im Irak. Als Journalistin und Schriftstellerin führte sie Gespräche mit Jesiden, die bis heute in Flüchtlings-Camps leben müssen. Othmann besuchte Gerichtsprozesse gegen IS-Anhänger, hörte Opfern zu. Sie ging in Bibliotheken und las über die Geschichte der Jesiden. Sie reiste mehrmals in die Region, auch ihr Vater war dabei. Wir sprechen mit Ronya Othmann über die Lage der Kurden nach dem Sturz des Assad-Regimes.
Theatertreffen gibt Auswahl 2025 bekannt
Die provokante und blutige Opernperformance "Sancta" der österreichischen Choreographin Florentina Holzinger ist zum Berliner Theatertreffen eingeladen worden. Das teilte die Jury des Theatertreffens, dem Gipfeltreffen der deutschsprachigen Bühnen, in Berlin mit. Holzinger nutze Paul Hindemiths Kurzoper "Sancta Susanna" über das sexuelle Erweckungserlebnis einer Nonne als Startrampe "für ihre mitreißende Version eines katholischen Gottesdienstes", hieß es zur Begründung. Dabei gehe es ihr mehr als um Kink und Provokation. Mit ihren Arbeiten, bei denen sie radikal und freizügig weibliche Körper in Szene setzt, schmerzhafte Stunts einbaut und auch vor Trash nicht zurückschreckt, sorgt Holzinger seit Jahren für Aufsehen in der Theaterwelt.
Die nächste Ausgabe des Theatertreffens ist vom 2. bis zum 18. Mai geplant. Eine Jury stellte die ihrer Meinung nach zehn bemerkenswertesten Inszenierungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz vor, die nach Berlin eingeladen werden. Dazu gehört das gemeinsame Stück "ja nichts ist ok" von Fabian Hinrichs und dem 2024 verstorbenen Intendanten der Berliner Volksbühne, René Pollesch. Auch zwei Inszenierungen des Schauspielhauses Hamburg sind mit dabei.
"Henry Fonda for President" - Die USA unter der Lupe
Er gilt als eine der größten Filmlegenden der US-amerikanischen Traumfabrik. Henry Fonda, der mit Filmklassikern wie "Früchte des Zorns" oder "Die zwölf Geschworenen" Filmgeschichte geschrieben hat. Alexander Horwath, wohl einer der versiertesten Filmhistoriker im deutschsprachigen Raum, betrachtet die Geschichte der Vereinigten Staaten durch das Brennglas des Filmschauspielers. Das dreistündige Epos "Henry Fonda for President" ist auch ein filmisches Denkmal eines US-Präsidenten, den es allerdings nur auf der Leinwand gegeben hat. Ein Film über die US-amerikanische Geschichte, das Kino und über die gegenwärtige Nation.
Aus Mangel etwas Neues entstehen lassen
Durch billige Modelabels wie "Shein" und "TEMU" werden Kleidungsstücke zum Wegwerfartikel. Jeder Deutsche kauft sich jährlich im Durchschnitt 60 neue Kleidungsstücke, jedes fünfte davon wird so gut wie nie getragen. So landen in deutschen Privathaushalten jährlich 1,3 Millionen Tonnen Kleidung im Müll. Weltweit sollen es rund 100 Millionen sein. Auch auf den Straßen Havannas begegnet man heute mehrheitlich chinesischen Billigimporten. Diesem globalen Wegwerflook haben junge Kubaner jetzt den Kampf angesagt. "Upcycling Havanna: Fashion, Art & Architecture" ist der Titel eines Buches, das sich mit der Wirtschaft des Mangels beschäftigt, mit Recycling und mit neuer Mode, die aus alten Kleidern und Stoffen entsteht. Herausgegeben wurde es von Boris Perez Vasquez, Modedesigner, Künstler und Kurator für Textilkunst, und Michael M. Thoss, von 2018 bis Ende 2022 für das Goethe-Institut bei der deutschen Botschaft in Havanna tätig. Ihr Buch ist das Ergebnis eines Projektes mit Workshops mit jungen Näherinnen und Designerinnen, die jetzt aus dem, was bis vor kurzem Abfall war, die neue Modelinie "Habanatrapo" kreiert haben, ein Beispiel, wie aus Mangel eine neue Nachhaltigkeit entstehen kann.
Die Schweizergarde – Das geheime Leben im Vatikan
Die Soldaten der Schweizergarde, die in ihren einzigartigen Uniformen sofort erkennbar sind, schwören persönlich, den Papst zu schützen. Offiziell gegründet wurde die Schweizergarde 1506. Heute wie damals verlässt der Papst sich auf diese kleine Armee engagierter Männer, die ihn vor den ständigen Bedrohungen einer instabilen Welt schützen. Ein Zweiteiler zeichnet jetzt nach, wie dieses besondere Militärkorps vor 500 Jahren entstand und zeigt erstmals Dokumente aus den Privatarchiven der Schweizergarde, die von einer geheimen Mission auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs erzählen: Ein Offizier der Schweizergarde fuhr eine Lkw-Ladung Waffen von der Schweiz zum Vatikan und riskierte es dabei, von deutschen Truppen und alliierten Bomben getötet zu werden. Alles nur, um Papst Pius XII. vor der Entführung durch Adolf Hitler zu retten. Außerdem geht der Film der Frage nach, warum sich junge Männer auch heute noch für die Schweizergarde entscheiden, und gibt exklusive Einblicke in das Leben der Soldaten in ihrer Kaserne im Vatikan.