Kultur

"Kulturzeit" vom 28.06.2024: TV-Duell vor US-Wahl - Biden vs. Trump

Die Themen der Sendung: Biden vs. Trump, Nachruf auf Kinky Friedman, Sammlung Bührle - Gespräch mit Raphael Gross, Bachmann-Preis - Gespräch mit Cécile Schortmann, Künstlerinnen-Debüt.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:

Die Themen der Sendung:

TV-Duell: Biden vs. Trump in den USA

Ein ins Stocken geratender und sich verhaspelnder Joe Biden, ein energischer und konzentrierter Donald Trump: Im ersten TV-Präsidentschaftsduell des Wahljahres war nach Ansicht vieler Beobachter der voraussichtliche Herausforderer dem Amtsinhaber überlegen. Biden sparte in der Debatte in der Nacht zum 28. Juni zwar ebenso wie sein Kontrahent nicht mit harten Angriffen und nannte Trump einen "Versager" und notorischen Lügner, wirkte aber insgesamt nicht auf der Höhe. Dies wurde ein Stück weit sogar von Bidens Vizepräsidentin Kamala Harris eingeräumt. Sie sagte, Biden habe einen "langsamen Start" in die Debatte gehabt, aber dann einen "starken Schluss" hingelegt. Der Präsident selbst zog ein positives Fazit: "Ich denke, wir haben uns gut geschlagen", sagte er beim Besuch eines Waffel-Restaurants nach der Debatte.

Eine CNN-Umfrage ergab jedoch, dass 67 Prozent der Zuschauer in Trump den Gewinner des Duells sahen. Biden - mit seinen 81 Jahren der älteste Präsident der US-Geschichte - sprach in der 90-minütigen Debatte mit heiserer Stimme, stockte und verhedderte sich wiederholt in seinen Formulierungen. Zudem ließ er Sätze unbeendet und starrte mit geöffnetem Mund vor sich hin, während sein Kontrahent sprach. Nach Angaben seines Wahlkampfteams litt der Präsident an einer Erkältung. Der Demokrat Biden nährte mit seinem Auftritt jedoch die Zweifel im eigenen Lager, ob er fit genug ist für eine zweite Amtszeit.

Trump - mit seinen 78 Jahren nicht wesentlich jünger - wirkte hingegen fokussiert und agil und war auch für seine Verhältnisse relativ zurückhaltend. Dennoch verbreitete der voraussichtliche erneute Präsidentschaftskandidat der Republikaner erneut zahlreiche eklatante Falschbehauptungen, etwa über vermeintlichen Wahlbetrug bei seiner Niederlage gegen Biden 2020 und eine angeblich dramatische Zunahme von Gewaltdelikten durch illegal ins Land gelangte Migranten. Die tiefgehende persönliche Feindschaft zwischen Trump und Biden - die mehr als vier Monate vor der Wahl im November noch nicht offiziell Präsidentschaftskandidaten ihrer Parteien sind - wurde in der Debatte mehr als deutlich.

Zum Tod von US-Countrysänger Kinky Friedman

Der US-Countrysänger und Buchautor Kinky Friedman ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Er habe "in den letzten Jahren große Schmerzen und unvorstellbare Verluste erlitten, aber er hat nie seinen Kampfgeist und seinen scharfen Verstand verloren", wurde auf seinem offiziellen Kanal auf der Plattform X am 27. Juni (Ortszeit) mitgeteilt. Friedman sei im Kreise seiner Familie und Freunde in der Stadt Kerrville im US-Bundesstaat Texas gestorben. Friedmans langjährige Wegbegleiter, der US-Schauspieler Kent Perkins und Freund Cleve Hattersley, bestätigten der US-Zeitung "The Texas Tribune" den Tod des Sängers. Nach Angaben des Mediums war Friedman an Parkinson erkrankt. In den 1970er Jahren galt Friedman mit seiner Band "Kinky Friedman and The Texas Jewboys" als feste Größe der US-amerikanischen Volksmusikszene. Später schrieb der in Chicago geborene Sänger Detektivromane, in denen er selbst die Hauptrolle spielt. Friedman war bekannt für seine provokanten Ideen: Der Sohn jüdischer Eltern thematisierte etwa in einem seiner Countrylieder den Holocaust. Seine oft von Satire geprägten Songs brachten ihm den Titel "Frank Zappa der Country Musik" ein. Aufsehen erregte Friedman auch, als er 2006 Gouverneur von Texas werden wollte. Er trat als unabhängiger Kandidat gegen den republikanischen Amtsinhaber Rick Perry an und belegte im Rennen um das Amt den vierten Platz, berichtete "The Texas Tribune".

Provenienzforschung der Bührle-Stiftung ungenügend - Gespräch mit Raphael Gross

Die Bührle-Stiftung hat die Herkunft von Werken in ihrer umstrittenen Sammlung nach Überzeugung des Historikers Raphael Gross nicht genügend untersucht. Ein beträchtlicher Teil hatte jüdische Vorbesitzer. Deshalb müsse dies nun nachgeholt werden, sagte der Präsident des Deutschen Historischen Museums am 28. Juni in Zürich. Ohne die jüdischen Sammler sei die Bührle-Sammlung so nicht zustande gekommen, sagte er. Unklar ist etwa, ob manche Besitzer sich aus Geldmangel zum Verkauf gezwungen sahen. Die Sammlung hatte der gebürtige deutsche Waffenfabrikant Emil Bührle 1936 bis 1956 zusammengetragen. Er hatte als Waffenfabrikant auch Geschäfte mit den Nazis gemacht. Der Schweizer Historiker sollte nach einer Kontroverse um die Ausstellung der Bührle-Sammlung im Kunsthaus Zürich zur Klärung beitragen. Er sollte prüfen, ob die Bührle-Stiftung genügend getan hatte, um die Geschichte der Vorbesitzer herauszufinden. Der Auftrag kam von der Stadt und dem Kanton Zürich und der Zürcher Kunstgesellschaft, der Trägerin des Kunsthauses. Die Stiftung hatte selbst bereits vor Kurzem aufgrund von neuen Erkenntnissen fünf im Kunsthaus ausgestellte Werke entfernen lassen. Wir sprechen mit Raphael Gross.

Zwischenbericht vom Bachmann-Wettbewerb - Gespräch mit Cécile Schortmann

Geschichten über einen suchtkranken Mitbewohner, eine sterbende Großmutter und einen sammelwütigen Vater haben das diesjährige Wettlesen um den Ingeborg-Bachmann-Preis eröffnet. Als erste der 14 Autorinnen und Autoren im Wettbewerb präsentierte die Schweizerin Sarah Elena Müller am 27. Juni im österreichischen Klagenfurt ihre Erzählung "Wen ich hier seinetwegen vor mir selbst rette". Die Jury lobte fast einhellig Müllers surrealistisch angehauchten Text, in dem eine Erzählerin verzweifelt mit der Abhängigkeit ihres Mitbewohners und mit ihrer eigenen Abhängigkeit von ihm hadert.

Bei den 48. Tagen der deutschsprachigen Literatur musste danach die österreichische Autorin und Kabarettistin Ulrike Haidacher für ihren Roman-Auszug "Schwestern" teils scharfe Kritik einstecken. Während das Publikum von der Geschichte über den Pflegeberuf, Generationenkonflikte und die Mühen des Sterbens berührt schien, bemängelte die Jury Haidachers einfache Erzählweise. "Das haben andere origineller gemacht", sagte Juror Thomas Strässle. Auch der Schweizer Poet und Musiker Roland Jurczok konnte die Jury mit seinem Text "Das Katangakreuz" nicht völlig überzeugen. Jurczoks Erinnerungen an einen verstorbenen, eigenbrötlerischen Vater und eine in die Hausfrauenrolle gedrängte Mutter "bräuchte noch 50, 80 Seiten", um sich zu entfalten, meinte der Jury-Vorsitzende Klaus Kastberger.

Der aus Sarajevo stammende Autor Tijan Sila erntete für seinem Text "Der Tag, an dem meine Mutter verrückt wurde" lauten Applaus vom Publikum. Die Jury war beeindruckt von Silas tragikomischer Sprache, mit der er über Kriegstrauma und Wahnsinn schreibt.

Bis zum 29. Juni werden die insgesamt 14 deutschsprachigen Texte des Wettbewerbs vor Publikum, Jury und TV-Kameras präsentiert und kritisiert. Am 1. Juli wird bekanntgegeben, wer den mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis gewinnt. Wir sprechen mit Cécile Schortmann in Klagenfurt.

Künstlerinnen-Debüt: Joyce Sanhá

Gerade hat Joyce Sanhá ihr Schauspiel-Studium am Mozarteum beendet. Doch schon währenddessen war sie der Regisseurin Karin Henkel aufgefallen, die sie für ihre Salzburger Festspielproduktion "Liebe" engagierte, die danach an den Kammerspielen München ins Repertoire übernommen wurde. Gerade ist Joyce Sanhá, wie der große Ifflandring-Preisträger Jens Harzer, vom Berliner Ensemble engagiert worden. Joyce Sanhás Eltern kommen beide aus Kamerun. Aufgewachsen ist sie in Hamburg. Zum Schauspielern musste sie "empowert" werden, wie sie sagt. Was bedeutet es heute, ein Künstlerinnen-Leben zu beginnen? Worauf lässt man sich da ein, als junge Schauspielerin? Wieviel Mut braucht es? Wie wird man als Rollen-Debütantin in Neuauflagen tausendfach gespielter Klassiker besetzt?

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