Kultur
"Kulturzeit" vom 11.10.2024: Der tiefe Fall des US-Rappers P. Diddy
Die Themen der Sendung: Prozess gegen US-Rapper Sean Combs, Carsten Brosda über Kulturkürzungen und Kürzungen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die Jungen und die klassische Musik - Gespräch mit Organistin Anna Lapwood.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 11.10.2025
Die Themen der Sendung:
Schwere Vorwürfe: US-Rapper P. Diddy alias Sean Combs vor Gericht
Erst Rap-Olymp, jetzt Knast und Prozess! Musik-Mogul P. Diddy (einst Puff Daddy, bürgerlich Sean Combs) wird Menschenhandel, Erpressung und sexuelle Gewalt vorgeworfen. Auf 14 Seiten wirft ihm die Anklage auch sexuellen Missbrauch Minderjähriger vor, organisierte Kriminalität, Entführung, Zwangsarbeit, Bestechung, Drogenhandel und Justizbehinderung. Der 54-Jährige habe Frauen "missbraucht, bedroht und genötigt, ihm seine sexuellen Wünsche zu erfüllen, seinen Ruf zu schützen und sein Verhalten zu verheimlichen". Dabei habe er sich auf sein Imperium gestützt, auf seine Angestellten und Berater, Leibwächter und Assistenten - das System P. Diddy. Ein Kautionsgesuch über 50 Millionen US-Dollar wurde abgelehnt wegen "extremer Gefahr für die Gesellschaft". Noch expliziter liest sich die Zivilklage, die in New York 2023 einging und nun die strafrechtliche Anklage der Staatsanwaltschaft nach sich zieht. Die Sängerin Casandra "Cassie" Ventura wirft P. Diddy vor, sie über Jahre systematisch sexuell missbraucht zu haben. "Freak Offs", Zwang zum Sex mit männlichen Prostituierten, physische wie psychische Misshandlung, Vergewaltigung. Wenn man das alles liest, stellt sich im HipHop, wenn nicht im Musikgeschäft im Ganzen, die Systemfrage. Soweit die Lesart von der "New York Times" über den "Guardian" bis zur "Zeit". Pikant: Stars wie Leonardo DiCaprio, Paris Hilton und sogar die Prinzen Harry und William sollen auf seinen VIP-Listen gestanden haben. Der Rapper wartet im New Yorker Metropolitan Detention Center auf sein Gerichtsverfahren, dasselbe Gefängnis, in dem Harvey Weinstein einsitzt. Erste Anhörung war am 9. Oktober. Sollte der Prozess die Anklage bestätigen und ihn verurteilen, droht Sean Combs eine Haft von 15 Jahren oder sogar lebenslang.
Kürzungen in der Kultur - Gespräch mit Carsten Brosda
Nicht nur dem Literatur- und Übersetzungsfonds drohen Kürzungen, sondern auch den Bühnen. Der Berliner Senat will im kommenden Haushalt das Budget für seine Bühnen um zehn Prozent kürzen, im Bundeshaushalt für das 2024 werden neben dem Literaturfonds auch die Fonds für Musik, Soziokultur, Kunst und Darstellende Künste gekürzt. Insgesamt wächst der Etat für die Kultur im Bundeshaushalt sogar, die die Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat die Prioritäten neu geordnet, und möchte lieber Filme und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz mehr fördern. Wir sprechen mit Carsten Brosda, Hamburger Senator für Kultur und Medien und Präsident des Deutschen Bühnenvereins, über die geplanten Kürzungen und ihre Auswirkungen.
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Rundfunkreform und Zukunft des Kulturjournalismus - Gespräch mit Carsten Brosda
Zu den Reformplänen der Bundesländer für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind bei der koordinierenden rheinland-pfälzischen Staatskanzlei mehr als 10.000 Stellungnahmen eingegangen. Öffentlich war in den vergangenen Wochen vor allem über die unsichere Zukunft des Kultursenders 3sat debattiert worden. Er könnte mit dem deutsch-französischen Gemeinschaftssender arte verschmolzen werden. Nach den Plänen der Rundfunkkommission der Bundesländer sollen insgesamt mindestens 16 ARD-Hörfunkkanäle und knapp die Hälfte der zehn Fernseh-Spartensender von ARD und ZDF wegfallen. Das geht aus dem Entwurf für einen Reformstaatsvertrag hervor, zu dem jedermann Stellungnahmen einreichen konnte. Die Frist endet am 11. Oktober 2024.
Eine auf der Plattform "innn.it" gestartete Petition für den Erhalt von 3sat hatten bis Freitagmittag mehr als 125.000 Menschen unterschrieben. Zu den Erstunterzeichnern gehören neben anderen der FDP-Politiker Gerhart Baum, die Schauspielerin Iris Berben und der Politikwissenschaftler Hajo Funke. 3sat mit Hauptsitz in Mainz wird von ARD und ZDF gemeinsam mit dem Österreichischen Rundfunk (ORF) und der Schweizer SRG SSR betrieben. Nach der Auswertung der Stellungnahmen soll der Staatsvertrag von den Länderchefs beraten werden. In Kraft treten kann dieser erst, wenn auch alle 16 Landesparlamente zugestimmt haben. Das wird frühestens im Sommer 2025 der Fall sein, bis dahin bleibt auch der Rundfunkbeitrag auf der jetzigen Höhe von 18,36 Euro pro Monat. Wir sprechen mit Carsten Brosda, Hamburger Senator für Kultur und Medien, über die geplante Rundfunkreform und ihre Auswirkungen auf den Kulturjournalismus.
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Die Jungen und die Klassik - Gespräch mit Anna Lapwood
Der polnische Gitarrist Marcin begeistert Junge mit klassischer Musik wie andere mit Pop-Songs. Elf Millionen Menschen klickten sein Arrangement der Mondscheinsonate. Er gewann mehrerer Talentshows und kam bei "America’s Got Talent" bis zum Halbfinale. Für sein Carmen-Video erhielt er jetzt den Opus Klassik. Gitarrist der Generation Z wird er genannt. Ein neues Publikum, ein junges Publikum soll gewonnen werden. Darüber, wie das funktionieren kann, sprechen wir mit der Organistin und Opus-Klassik-Gewinnerin Anna Lapwood.
Fotografin Alice Springs in Schloss Moyland
2023 wäre June Newton alias Alice Springs 100 Jahre alt geworden. Die Fotografin und Künstlerin begann ihre Karriere als Schauspielerin. 1923 in Melbourne geboren, lernte sie in den 1940er Jahren ihren späteren Mann, den Fotografen Helmut Newton kennen. Sie selbst entdeckte ihre Leidenschaft fürs Fotografieren, als sie 1970 bei einem Fotoshooting für ihren erkrankten Mann einsprang. Unter ihrem Künstlernamen Alice Springs wurde sie zu einer international renommierten Porträt-, Mode- und Aktfotografin. Jetzt widmet ihr das Museum Schloss Moyland eine große Retrospektive, zu sehen bis zum 2. Februar 2025.