Kultur

"Kulturzeit" vom 16.11.2023: Warum junge Aktivisten für Atomkraft sind

Die Themen der Sendung: Atomkraft, ja bitte!, Igor Levit spielt in Tel Aviv, Situation der Palästinenser, Wie rettet man ein Museum?, Kulturhauptstadt Veszprém in Ungarn.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 16.11.2025

Die Themen der Sendung:

Junge Umweltaktivisten fordern: Atomkraft - ja, bitte!

Sie beteiligten sich an Schulstreiks wegen des Klimawandels, jetzt machen sie mobil für Atomkraftwerke. Eine Kampagne junger Europäer fordert den Ausbau der CO2-freien Kernenergie. Die Aktivisten kritisieren damit Greenpeace - die Umweltorganisation stecke in der Vergangenheit fest. Greenpeace hatte dagegen geklagt, dass die EU Kernenergie als klimafreundliche Energieform definiert. Wer sind die jungen Aktivisten, die nun für Kernenergie auf die Straße gehen? Was sagen Greenpeace und andere Umweltaktivisten zu ihnen? Die jungen Atomkraftfreunde gehören zu der Bewegung der Ökomodernisten. Dabei handelt es sich um Umwelt- und Klimaschützer, die vor allem im Einsatz von Technologie und wissenschaftsbasierten Lösungen den besten Ansatz sehen. Technologieverbote und Wohlstandseinbußen halten Ökomodernisten für nicht zielführend. Die derzeitige Kampagne findet in einer Zeit statt, in der in Frankreich, Großbritannien, Polen, Tschechien und den Niederlanden der Bau neuer Kernkraftwerke geplant sind und der CDU-Oppositionsführer Friedrich Merz bereits angekündigt hat, im Fall eines Wahlsieges der Kernkraft zu einer Renaissance zu verhelfen. Währenddessen geht der Rückbau der zuletzt geschlossenen Atommeiler weiter.

Gespräch mit Aref Hajjaj zur Lage in Gaza

Während der israelische Militäreinsatz im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza weiter anhält, hat Israel die Bewohner des südlichen Gazastreifens zur Evakuierung aufgefordert. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mahnt Israel, sich nicht von "Wut aufzehren" zu lassen. Wie ist die Lage im Gazastreifen? Wir sprechen darüber mit Aref Hajjaj. Der 1943 in Jaffa geborene Politikwissenschaftler ist Vorsitzender des Palästina-Forums in Bonn. Hajjaj übersetzte 30 Jahre lang im Auswärtigen Amt der deutschen Regierung und war Dozent für Arabistik und interkulturelle Kommunikation.

Pianist Igor Levit spielt in Tel Aviv

Der Star-Pianist Igor Levit hat Ärzte und Patienten eines großen Krankenhauses in der israelischen Küstenmetropole Tel Aviv mit einer spontanen Vorführung überrascht. Angesichts des jüdischen Leids vermisst er bei den Deutschen Empathie. "Der Überfall der Hamas ist jetzt fast sechs Wochen her - ich sehe und spüre die Empathie immer noch nicht", sagte Levit der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit": "Die jetzt fehlende Empathie hat bei mir dazu geführt, dass ich mein Grundvertrauen in das, was Gesellschaft in Deutschland ist, verloren habe. Ich bin Jude in Deutschland. Und ich habe diese Solidarität für andere auch gezeigt. Doch diese Gesten aus der Bevölkerung sind heute nicht da." Der Hass auf Juden sei nicht nur eine Bedrohung für ihn selbst, sondern auch für die Existenzgrundlage dieser Bundesrepublik. Dass sich diese Dringlichkeit "nicht auf die Straße übersetzt, finde ich erschütternd. Ich verstehe es einfach nicht", sagte Levit mit Blick auf geringe Teilnehmerzahlen bei Demonstrationen, die Solidarität mit Israel bekundeten.

Wie rettet man ein Museum?

Eigentlich stand das Museum Langmatt in Baden vor dem Aus. Das Stiftungskapital war aufgebraucht, das Gebäude schwer sanierungsbedürftig und das Museum kurz vor der Schließung. Direktor Markus Stegmann sah nur noch eine Lösung: Eines der wertvollen Bilder der Sammlung sollte verkauft werden. Das Museum Langmatt gilt als kleine, aber feine Institution. Ein Museum mit einer langen Geschichte und einer sehr hochstehenden Sammlung französischer Impressionisten. Doch finanziell stand es vor dem Ruin. Das Stiftungsvermögen aus dem Erbe der Industriellenfamilie Brown Boveri ging zur Neige. Entweder das Museum musste schließen oder man fand einen Weg neues Kapital für die Stiftung zu finden. Über die existenzielle Achterbahn eines kleinen, aber außergewöhnlichen Museums, das mit einer gewagten Idee versucht, sich zu retten.

Kulturhauptstadt Veszprém

Gemeinsam mit Veszprém, der Stadt der ungarischen Königinnen, treten 2023 116 Städte und Gemeinde der Balaton-Region als Europäische Kulturhauptstadt an. Der Balaton, deutsch Plattensee, war bislang hauptsächlich für seinen Wein berühmt und für Gulasch. Weniger als Mekka der Künste. Wobei Ungarn und Mekka eh nicht so gut matchen. Mehr christliches Abendland geht kaum: Veszprém, Ungarns ältester Bischofssitz, ist bis heute weithin sichtbar eine Bastion des Katholizismus. Gut die Hälfte des 200 Millionen-Euro-Budgets der Kulturhauptstadt hat die ungarische Regierung der Kirche gegeben, um die Kathedrale und den historischen Burgberg zu sanieren. Staat und Kirche haben sich in Ungarn schon immer gegenseitig gestützt. Die Regierung Orban ist da keine Ausnahme. Immerhin: Die Fassaden erstrahlen in neuem Glanz. Aber bis Touristen das barocke Innenleben der schmucken Palais besichtigen können, müssen Sie sich noch zwei Jahre gedulden.

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