Kultur

Kulturzeit vom 01.02.2023: Zukunft des Essens: Lebensmittel aus dem Labor

Die Themen der Sendung: Essen aus dem Labor, "Enterbt uns doch endlich!" - Gespräch mit Yannick Haan, Schrankkinder in der Schweiz, Rettung der Videokunst.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2023
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 01.02.2025

Die Themen der Sendung:

Zukunft des Essens: Lebensmittel aus dem Labor

Die Landwirtschaft gilt als weltweit größte Ursache für Umweltzerstörung. So kommuniziert das auch "Replanet". Die in England vor Kurzem gegründete Umweltorganisation will, dass 75 Prozent der Erde verwildern. Dafür müsse sich allerdings Grundlegendes ändern, sagt der Biologe Martin Reich, deutsches Mitglied von Replanet: "Um diese Bereiche der Natur quasi wieder zu befreien von unseren menschlichen Ein-flüssen müssen wir Platz schaffen für Wildnis und das heißt andererseits, dass wir weniger Platz für unsere Landwirtschaft brauchen müsse. Da müssen wir hinkommen und dafür ist eine Revolution im Ernährungsbereich nötig." Mittels Gentechnik will seine Branche die Lebensmittelproduktion revolutionieren. Denn die sei derzeit einer der größten Klimakiller.

Auch der Immobilienentwickler Artprojekt glaubt an die Lebensmittelrevolution und an eine hochlukrative neue Industrie. Wo früher Gebrauchtwagen verkauft wurden, will man nun 200 Millionen Euro in einen "Foodcampus" investieren. Auch an Fleisch aus dem Reaktor wollen sie dort forschen. Die neue Technik spare auch klimaschädliche Transportwege. Beim Foodcampus vergleichen sie die bevorstehende Ernährungswende mit der indust-riellen Revolution. Und um Industrie wird es dabei gehen. Nicht um idyllische Bauernhö-fe. Aktivisten wie Martin Reich sagen, nachhaltig sei nunmal wichtiger als natürlich. Denn auch der Biolandbau fresse Flächen und schade dem Klima. Nur einen Haken hat das Ganze: Das neue Essen wird viel Strom brauchen, für all die Bioreaktoren. Aber auch darauf haben die neuen Umweltaktivisten eine Antwort - Atomenergie!

"Enterbt uns doch endlich!" - Gespräch mit Yannick Haan

Noch nie war soziale Ungerechtigkeit so deutlich sichtbar wie heute. Deutschland steht in Europa auf einem der hintersten Plätze, wenn es um die soziale Beweglichkeit geht. Die Reichen werden immer reicher, und wer aus armen Verhältnissen kommt, wird auch arm bleiben. Und daran hat mitunter das Erben Schuld, sagt Yannick Haan. Der 36-jährige Autor und SPD-Politiker hat sich eingehend mit dem Thema Erben beschäftigt und darüber ein Buch geschrieben. Der Titel ist Forderung zugleich: "Enterbt uns doch endlich!" Ausgangspunkt dazu war seine eigene Geschichte: Als die Mutter stirbt, erbt er und kann sich eine Eigentumswohnung kaufen, die er vermietet. Seitdem lebt er deutlich privilegierter als die meisten in seinem Alter. Erben ist ein Thema, über das nicht gerne gesprochen wird, denn es berührt emotionale Themen wie den Stellenwert von Familie, soziale Ungerechtigkeit und natürlich Geld. Und doch ist der Faktor Erbe in kaum einem anderen Land so entscheidend für die eigene ökonomische Situation wie bei uns. Mit dem Einkommen allein kann man kein Vermögen mehr aufbauen. Jährlich werden in Deutschland rund 400 Milliarden Euro vererbt. In Deutschland beruht das Vermögen von 67 Prozent der Superreichen auf Erbe und Schenkungen. Wir sprechen mit dem Autor und SPD-Politiker und Yannick Haan über sein Buch.

Die versteckten Kinder der Saisonarbeiter in der Schweiz

In der Schweiz herrschte Mitte letztes Jahrhundert Hochkonjunktur: Sie rekrutierte im Ausland Arbeitskräfte für das Gastgewerbe, für den Straßen-, Häuser- und Tunnelbau, die Arbeiter durften aber maximal neun Monate pro Jahr bleiben, dann hieß es: zurück in die Heimat. Die sogenannten Saisonniers durften in den 1950er bis 1990er Jahre ihre Kinder nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen mit in die Schweiz nehmen. Davon betroffen waren zwischen 10.000 und 15.000 Kinder. Für die betroffenen Kinder aus Italien, Spanien oder Portugal bedeutete dies, entweder im Heimatland bei Verwandten ohne Eltern aufzuwachsen oder aber bei den Eltern in der Schweiz zu sein, allerdings zu Hause versteckt, vor Behörden und Nachbarn. Nicht auffallen, keinen Lärm machen, unsichtbar bleiben, die Schule nicht besuchen können, das war der Alltag für diese Kinder. Das Dogma lautete: "Du existierst nicht." Ein dunkles Kapitel Schweizer Geschichte, das nun - langsam aber sicher – in die Öffentlichkeit rückt. Unter anderem dank des beeindruckenden Dokumentarfilms "Im Land der verbotenen Kinder".

Rettung der Videokunst

Kunst ist für die Ewigkeit. Wirklich? Zum Beispiel Videokunst: Die gibt es seit etwa 1960, und es scheint, als hätten da Künstler auf Wasser geschrieben. Videobänder etwa zersetzen sich, seit Anbeginn der digitalen Kunst wurden immer neue Formate geschaffen - ein unglaublicher Dschungel aus Video, Betacam, 1-Zoll-Maz, VHS, Digit, Mini-DV und vielem mehr ist entstanden - und teilweise für immer verloren. Am ZKM Karlsruhe hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Im "Labor für antiquierte Videosysteme"- angeschlossen an entsprechende Studiengänge und mit notwendigem theoretischem Rüstzeug versehen werden Abspiel-Geräte ebenso wie Videobänder gehortet. Konservieren, restaurieren, digitalisieren - zurzeit auch im Inkubator. Gleichzeitig eine beständige Auseinandersetzung mit dem, was Ewigkeit in digitalen Zeiten denn nun bedeutet. Dieses Labor ist beides gleichzeitig: Ein Paradies der Techniknerds und eine avancierte Bibliothek der hochspezialisierten Zone der Videokunst.

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