Kultur

Von der Ukraine bis New Mexico - Der Literaturclub im Mai

Nicola Steiner, Martin Ebel, Daniela Strigl und – als Gast – der Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart diskutieren über «Müll» von Wolf Haas, «Hundepark» von Sofi Oksanen, «Erschütterung» von Percival Everett sowie «Zeitzuflucht» von Georgi Gospodinov.

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«Müll» von Wolf Haas führt auf einen Wertstoffhof, wo Leichenteile gefunden werden. Ein neuer Fall für die Kultfigur Simon Brenner, in dem es um gesellschaftliche Themen wie Organhandel geht. Seit über 25 Jahren schreibt der österreichische Schriftsteller Wolf Haas kunstvoll und komisch einen «Brenner»-Krimi nach dem anderen. Diese leben mehr von der Sprache des Autors als von der Krimihandlung – einige davon sind mit Josef Hader in der Hauptrolle verfilmt worden.

Sofi Oksanen behandelt in ihren Büchern die Frage, was Machtverhältnisse mit Menschenschicksalen anrichten. In ihrem aktuellen Roman «Hundepark» thematisiert sie Leihmutterschaft und Eizellspende als ausbeuterische Geschäfte in der Ukraine. Nebenbei zeichnet die Finnin Oksanen das Bild der postsowjetischen Ukraine als ein komplett zerrissenes Land, das von der permanenten Bedrohung durch russisches Militär geschwächt wird.

Der US-Amerikaner Percival Everett hat über 30 Romane geschrieben. «Erschütterung» ist der erste, mit dem er im deutschsprachigen Roman grosse Aufmerksamkeit erfährt. Ein Paläontologe muss mit der tödlichen Demenzkrankheit seiner geliebten Tochter fertig werden. In knappen Szenen beschreibt Everett, wie der zynische Professor zu jemandem wird, der anderen Menschen hilft – weil er seiner Tochter nicht mehr helfen kann.

Der Roman «Zeitzuflucht» des georgischen Schriftstellers Georgi Gospodinov nimmt eine Zürcher Klinik für Alzheimer-Patienten als Ausgangspunkt. Die Zimmer darin sind in verschiedenen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts eingerichtet. Die Patienten kehren in ihre Kindheit und Jugend zurück – eine «Zeitzuflucht», deren wohltuende Wirkung bald auch Gesunde erfahren wollen. Gospodinov thematisiert Sehnsucht nach Vergangenheit als zwiespältiges Moment – in einem Roman, den man angesichts von Putins mit einem ganz anderen Blick lesen kann.

Die Bücher der Sendung sind:

– Wolf Haas: «Müll» (Hoffmann und Campe);

– Sofi Oksanen: «Hundepark» (Kiepenheuer&Witsch);

– Percival Everett: «Erschütterung» (Hanser);

und

– Georgi Gospodinov: «Zeitzuflucht» (Aufbau).

Gast der Sendung ist der Schauspieler Hanspeter Müller-Drossaart.

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