Kultur
Der Spieler - Salzburger Festspiele 2024
Im Karussell des Untergangs: Geschrieben inmitten der Wirren des 1. Weltkriegs, gibt Sergej Prokofjews erste abendfüllende Oper "Der Spieler" mit ihrer atemlos gedrängten, lakonisch verknappten und schroffen Musik Zeugnis über seine expressionistische Phase.
- Produktionsland und -jahr:
- Datum:
- Verfügbar in
- D / CH / A
- Verfügbar bis:
- bis 23.09.2024
Nach ihrer Fertigstellung im Revolutionsjahr 1917 musste die Oper zwölf Jahre auf ihre Uraufführung warten und blieb seither eher eine Ausnahmeerscheinung in den Spielplänen.
Zu radikal avantgardistisch wird die temporeiche und antiromantische Musik empfunden. Gnadenlos analysiert sie das von Fjodor Dostojewski in seinem gleichnamigen Roman entworfene Panoptikum entwurzelter Romanfiguren.
Ein Marquis als Betrüger, ein ehesuchender General mit hohen Spielschulden, eine Französin, die ihre Chance auf Reichtum wittert und die Tochter des Generals Polina.
Inmitten narzisstischen Taktierens der Hauslehrer Alexej, der über dem Glücksspiel die Liebe vergisst und zum Opfer seiner eigenen Sucht wird. Der fiktive Kurort Roulettenberg zeigt eine dekadente Gesellschaft am Rande des Bankrotts.
Während sich die verlorenen Charaktere zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung verlieren, bleibt das Streben nach Reichtum die wohl einzige Konstante. Prokofjews pulsierende Musik entführt das Publikum in ein Karussell voller Ängste, Hoffnungen und Gier, in eine Welt, in welcher verletzte Ehre die Akteure lenkt.
Da Prokofjew größtenteils auf die Verwendung von Arien und Chorstücken verzichtet, prägt das Orchester die Charakterisierung der Protagonisten.
In der Regie von Peter Sellars und mit Asmik Grigorian als Polina ist die Neuinszenierung des "Spielers" bei den diesjährigen Salzburger Festspielen ein Garant für musikalisch-szenisches Suchtpotential. Für die Bildregie zeichnet niemand anderes verantwortlich als Peter Sellars selbst und setzt somit das dramatische Meisterwerk gleich zweimal in Szene.
Besetzung:
Der General: Peixin Chen
Polina, seine Stieftochter: Asmik Grigorian
Alexej Iwanowitsch, Hauslehrer der Kinder des Generals: Sean Panikkar
Antonida Wassiljewna Tarassewitschewa, genannt Babulenka: Violeta Urmana
Der Marquis: Juan Francisco Gatell
Mr. Astley: Michael Arivony
Blanche: Nicole Chirka
Fürst Nilskij: Zhengyi Bai
Baron Würmerhelm: Ilia Kazakov
Potapytsch, Babulenkas Haushofmeister: Joseph Parrish
Dramaturgie: Antonio Cuenca Ruiz
Bühnenbild: George Tsypin
Kostüme: Camille Assaf
Chor: Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor
Chorleitung: Pawel Markowicz
Orchester: Wiener Philharmoniker
Musikalische Leitung: Timur Zangiev
Regie und Bildregie: Peter Sellars