Kultur
3sat-Preis: Mirjam Stängl
Der mit 10.000 Euro dotierte 3sat-Preis geht beim 60. Berliner Theatertreffen an die Bühnenbildernerin Mirjam Stängl für ihre Bühne in der Inszenierung "Zwiegespräch" in der Regie von Rieke Süßkow am Burgtheater Wien.
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Über ihre Arbeit sagt Mirjam Stängl: "Wichtig ist mir, eine Welt zu erschaffen, die komplett eigene Regeln hat, die nichts mit der Außenwelt zu tun haben. Diese Welt hat ihre eigene Logik, Dynamik und eine eigenständige skurrile Lebendigkeit. Meine Räume sind gleichwertige Mitspieler*innen mit den anderen Protagonisten*innen auf der Bühne."
In der Jurybegründung heißt es:
"Mirjam Stängls Bühnenbild gehört der erste Auftritt in Rieke Süßkows Inszenierung von Peter Handkes Text "Zwiegespräch": Knarzend und quietschend wird ein raumfüllender Paravent über die Bühne des Akademietheaters gezogen. In fein abgestimmter Choreografie schreiten fünf Pflegerinnen einher, platzieren Topfgrün in den Falten des Wandteilers. Gemütlichkeit, die Böses erahnen lässt. Sogleich werden die Bewohner*innen der Residenz möglichst lieb- und achtlos neben den Sträuchern abgestellt – wie Menschengewächse. Mirjam Stängls Schauplatzarchitektur entfaltet sich so langsam wie nachdrücklich vor aller Augen, etabliert vom ersten bis zum letzten Bühnenmoment ein wunderliches Zusammenspiel. Diese Bühne hält sich nie vornehm zurück. Sie spielt mit, greift ein, sorgt für anhaltendes Staunen."
Mirjam Stängl ist Mitglied des Kollektivs tangent.COLLABORATIONS, mit dem sie Produktionen wie "DIE REISE. Ein Trip" (2020) am WERK X- Petersplatz und dem Théâtre National du Luxembourg sowie die Stückentwicklung "O KOSMOS! Eine Versuchsanordnung" (2022) am Kosmostheater Wien realisierte. 2021 gestaltete sie das Bühnenbild für die Produktion "Oxytocin Baby" am Schauspielhaus Wien, das mit einem Nestroypreis ausgezeichnet wurde. Regelmäßige Zusammenarbeiten verbinden sie mit den Regisseurinnen Kathrin Herm und Rieke Süßkow.
Mirjam Stängl über den 3sat-Preis:
"Den 3sat-Preis zu erhalten, ist für mich ein sehr schönes Gefühl. Ich sehe es als eine große Anerkennung für den Bühnenbild-Beruf. Das freut mich total, weil ich das Gefühl habe, da gerät etwas in Bewegung. Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass wir uns gemeinsam entschieden haben, in Zwiegespräch dem Bühnenbild diesen großen Raum zu überlassen. Es ist total schön, dass das erkannt wird."