Wissen
NANO spezial: Wissenschaft und Politik – Beziehung in der Krise
Klimawandel, Artenschwund, Pandemie - es wimmelt vor Krisen, wo wissenschaftliche Expertise wichtig ist. In politischem Handeln münden die Fakten aber oft nicht. Wir wollen wissen, warum das Verhältnis so schwierig ist und wie es besser werden kann.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2022
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 29.11.2027
Themen
Im Frühjahr 2020 hat die Corona-Pandemie das ungleiche Paar ins Rampenlicht katapultiert. Selten war Politik so abhängig von der Wissenschaft. Ihre Seite vertritt in Deutschland zunächst vor allem einer: der Virologe Christian Drosten. In der Schweiz wird die Regierung von der interdisziplinären "Covid-19 Science Task Force" beraten.
Neue Rollen und Unsicherheit
Gemeinsam mit Bundeskanzler Walter Thurnherr und Tanja Stadler, Biostatistikerin und Leiterin der Taskforce, blicken wir im NANO spezial auf die turbulente Zeit zurück. Für beide ist die Art der Zusammenarbeit neu. Und schwierig. Die Rollen sind unklar, man kennt sich nicht, dazu ein völlig neues Virus und viel Unsicherheit.
Mit der Zeit schärfen sich die Rollen
Tanja Stadler will keinesfalls aktivistisch für bestimmte Positionen eintreten. Die Taskforce versteht sie als Maklerin, die den Stand des Wissens darlegt und verschiedene Handlungsoptionen ausbreitet. Was die Politik damit macht, welches Ziel sie verfolgt und welche Entscheide sie fällt, ist ihr überlassen. Dafür sind die Politiker*innen gewählt.
Derart nüchtern und neutral agieren längst nicht alle Wissenschaftler*innen. Schon gar nicht bei der Dauer-Krise schlechthin, der Klimakrise. Weil Worte allein die Politik seit Jahrzehnten nicht zum Handeln bewegen, gehen jetzt selbst Forschende auf die Barrikaden.
Klimaphysiker Reto Knutti im Portrait
Reto Knutti engagiert sich seit 15 Jahren öffentlich. Zivilen Ungehorsam lehnt er ab, sich einmischen nicht. Im Gegenteil. Die Wissenschaft sei in der Pflicht. Sie könne im Klimabereich gar nicht mehr unpolitisch sein. Knutti wirft mit seiner öffentlichen Kritik an der Politik und mit seinem Engagement für mehr Klimaschutz immer wieder die Frage auf, was Wissenschaft darf und was nicht.
Gast: Caspar Hirschi, Historiker und Experte für Expertise
Mit Caspar Hirschi diskutiert Ingolf Baur über die Rolle der Wissenschaft in der Demokratie und wie ein produktiver Austausch zwischen Experten, Politik und der Öffentlichkeit gelingen kann. Also ohne, dass es zu Polarisierung, Wissenschaftsleugnung oder der Übermacht der Expert*innen kommt. Es steht einiges auf dem Spiel. Der Schlachtruf "Follow the Science" greift definitiv zu kurz.