Wissen
Der Mensch - (k)ein Tier wie jedes andere
Verstand und Vernunft unterscheiden uns von anderen Lebewesen. So sah das Immanuel Kant vor etwa 300 Jahren. Doch mit dem aktuellen Wissen über Mensch und Natur muss man diese Grenze neu ziehen.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 11.04.2029
Die Definition dessen, was uns zum Menschen macht, entspringt unserer Fähigkeit der Selbstbetrachtung. Wir sind ein Tier von vielen, allerdings ein besonders invasives. Das verdanken wir unserem Verstand und all dem, was wir mit ihm erschaffen und anrichten.
Der Mensch - eine Bedrohung
Verglichen mit den Dinosauriern, die fast 190 Millionen Jahre auf der Erde lebten, ist der Mensch als Homo sapiens erst seit Kurzem, seit rund 300.000 Jahren, auf der Erde unterwegs. In dieser Zeit hat er es dank seiner Sonderausstattung - mit Verstand und Bewusstsein - geschafft, seine Überlebenschancen effektiv zu verbessern. Auf Kosten seiner Umwelt wurde der Mensch zum raffinierten Räuber und zu einer Bedrohung nicht nur vieler Mitlebewesen, sondern mittlerweile auch seiner eigenen Spezies. Dabei betrachtet er sich als überlegenes Wesen, eine fatale Fehlinterpretation. Der Mensch wird die Natur und viele ihrer Phänomene nie vollständig verstehen.
Verhältnis Mensch - Natur
Was bedeutet das für unser aktuelles Verständnis von uns selbst und der Natur? Sind die Gedanken des großen Aufklärers Immanuel Kant heute noch aktuell, oder brauchen wir, wie es mittlerweile immer mehr Wissenschaftler fordern, eine zweite Aufklärung? Ist es gerechtfertigt, ein ganzes Erdzeitalter, das Anthropozän, nach den Menschen zu benennen? In der Tat sind unsere Einflüsse auf die Erde nicht mehr übersehbar und langfristig. Der Mensch ist ein geologischer Faktor. Doch ist es nicht gleichzeitig auch eine gewaltige Selbstüberschätzung: Menschen sind weder der Anfang der Geschichte des Lebens, noch werden sie sie beenden. Der Planet Erde wird die menschliche Spezies in jedem Fall überleben.
Über diese und andere Fragen diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen.
Gäste
Birgit Recki, Professorin für Philosophie an der Universität Hamburg mit den Forschungsschwerpunkten u.a. Kulturphilosophie und Anthropologie im 18.Jahrhundert und der Moderne. Sie beschäftigte sich in diesem Zusammenhang intensiv mit den Ideen Kants, dessen Verständnis vom Menschen und seinem Verhältnis zur Natur. In ihrer Publikation Die Vernunft, ihre Natur, ihr Gefühl und der Fortschritt - Aufsätze zu Immanuel Kant hat die Philosophin Kants Perspektiven dazu dokumentiert.
Bernd Scherer, Philosoph und Kulturwissenschaftler, ist aktuell Honorar-Professor an der Humboldt-Universität Berlin und Fellow am Max-Planck-Institut für Geoanthroplogie. Als Intendant des Hauses der Kulturen der Welt schuf er mit dem Anthropozän-Projekt unter seiner Leitung einen interdisziplinären Thinktank für die Forschung zur neuen Erdepoche. In mehreren Büchern hat er sich mit der Rolle des Gattungswesens Mensch in der Erdgeschichte intensiv auseinandergesetzt - zuletzt in Das Anthropozän -gemeinsam mit dem Wissenschaftshistoriker Jürgen Renn.
Carel van Schaik, Evolutionsbiologe und Anthropologe, Universität Zürich. Seit vielen Jahren forscht der Wissenschaftler zur Entstehung des Menschen, den Wurzeln der menschlichen Kultur wie auch zum Verhalten und zur Intelligenz von Primaten. Vielbeachtet sein Buch «Primate Origins of Human Nature». Im letzten Jahr veröffentlichte er zusammen mit dem Historiker Kai Michel das Buch «Mensch sein», wie es dazu kommen konnte, dass wir heute eine Existenz im Ausnahmezustand führen. Aktuell ist Carel van Schaik Fellow am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie in Konstanz.