Wissen
scobel - Wieviel Macht der Wissenschaft?
Experten beeinflussen die Politik und Gesellschaft. Denn unser Leben wird komplexer und wir brauchen das Know-how der Wissenschaften. Nicht immer ist der Expertenrat unabhängig und neutral.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 02.11.2028
Politische Entscheidungen sind ohne Expertenrat nicht mehr möglich: zum Beispiel in Fragen einer künftige Energiepolitik oder im Umgang mit Künstlicher Intelligenz. Wissenschaft ist als Teil der demokratischen Willensbildung unverzichtbar. Aber nicht unfehlbar.
Die Stunde der Experten
Die vergangenen Krisen machten es deutlich: gerade in solchen Zeiten schlägt die Stunde der Experten. Als die Folgen der Pandemie für die Politik nicht mehr einschätzbar und schnelles Handeln gefragt war, traten sie auf den Plan: Epidemiologen, Virologen, Statistiker und Modellierer. Sie beeinflussten im Expertenrat und Kraft ihrer Expertise die Politik.
Dasselbe Phänomen nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine: Friedensforscher, Politikwissenschaftler, Historiker - sie alle waren von heute auf morgen gefragt, trugen ihre Expertise vor und beeinflussten das politische Handeln.
Wissenschaftliches Know-how
Aber: Expertenräte, das heißt die Vermittlung von Wissenschaft und Forschung, haben keine konstitutionelle Legitimation in unserer Demokratie. Doch die Komplexität der Welt braucht wissenschaftliches Know-how. Die Tragweite von politischen Entscheidungen ist größer denn je. Die Politik ist überfordert, die Bevölkerung verunsichert.
Was hilft, ist Wissen und Aufklärung – und eine effektive Wissenskommunikation. Denn gut informierte Bürger und Politiker treffen bessere Entscheidungen. Der Rat von Wissenschaftlern scheint objektiv, ist er aber lange nicht (immer). Denn auch Wissenschaftler geraten immer häufiger unter den Einfluss von Lobbyisten oder werden politisch institutionalisiert.
Wie wird ein Wissenschaftler zum politischen Experten?
Gibt es in der deutschen Wissenschaft eine offene Diskurskultur? Was macht eine erfolgreiche und unabhängige Wissenskommunikation aus? Darüber diskutiert Gert Scobel mit seinen Gästen.
Gäste
Hannah Schmid-Petri ist Medienwissenschaftlerin und Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschafts-kommunikation an der Universität Passau. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählt Kommunikation in Bezug auf wissenschaftliche und politische Themen- insbesondere vor dem Hintergrund der durch die Digitalisierung veränderten Bedingungen. Gegenstand ihres Interesses ist die Frage, welche gesellschaftlichen Gruppen Einfluss in Debatten sowie auch auf politische Entscheidungsprozesse erlangen.
Sven Engesser ist Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft mit Schwerpunkt Wissenschafts- und Technikkommunikation an der TU Dresden. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählt insbesondere Wissenschaftskommunikation in Bezug auf Klima, Gesundheit und Falsche Ausgewogenheit. Darüber hinaus forscht er u.a. im Kontext Politischer Kommunikation zu Populismus, Narrativen und Negativität.
Julian Nida-Rümelin ist Philosoph und Autor. Seit 2021 leitet er als Gründungsrektor die Humanistische Hochschule Berlin und ist stellv. Vorsitzender des Deutschen Ethikrats. Im Zentrum seiner Forschung stehen das humanistische Verständnis menschlicher Vernunft und Freiheit sowie politische Fragestellungen. Julian Nida-Rümelin ist Mitglied der Internationen Arbeitsgruppe Wandel der Universitäten und ihres gesellschaftlichen Umfelds: Folgen für die Wissenschaftsfreiheit?