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scobel – Systeme auf der Kippe
Kipppunkte sind Wendepunkte, die Strukturen oder Systeme grundlegend verändern. Führen radikale Umbrüche zu Katastrophen, oder schaffen sie die Grundlage für einen positiven Neuanfang?
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- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 10.12.2025
Ist erst der Grenzwert einer kritischen Masse einmal überschritten, gibt es nur selten eine schnelle Rückkehr. Heftige Umwälzungen haben oft langfristige Folgen, und ihre Anfänge sind kaum zu durchschauen. Wie kann man disruptive Kipppunkte erkennen und vermeiden?
Ein Virus setzt die Wirtschaft unter Druck
Je weitreichender die Auswirkungen von Kipppunkten sind, desto höhere Kosten sind oftmals mit den Veränderungen verbunden. Beispielsweise hat die Corona-Pandemie zu erheblichen Produktions- und Absatzrückgängen, aber auch zu massiven Einsparungen im Dienstleistungssektor geführt.
Aber auch im ökologischen Bereich entstehen - aufgrund von Kipppunkten des Klimas - Dürren und Überschwemmungen mit immensen Folgekosten. Was die Vorhersagen solcher Schwellenereignisse so schwierig macht: Mit steigender Komplexität lässt sich der ausschlaggebende, kritische Punkt nur ganz schwer prognostizieren und berechnen.
Die Dynamik von Kipppunkten
Zwar lassen sich aus Daten richtungsweisende Simulationen und Modelle gewinnen, mit denen Prozesse und Rückkoppelungen umfangreich erfasst werden können, doch die realen Kipppunkte und deren Auswirkungen lassen sich nicht exakt vorhersagen. Dennoch sehen vor allem Klimaforscher aus allen Kontinenten in der Zunahme von CO2-Konzentrationen, schmelzenden Eisbergen und steigenden Temperaturen verschiedene Kipppunkte, die für das Eintreten eines globalen Klimawandels sprechen.
Aber auch Ökonomen untersuchen zunehmend Kipppunkte, die Auslöser für internationale Finanzkrisen sind. Politologen beobachten inzwischen starke Erosionen in Demokratien als Folge solcher Kipppunkte. Nicht jede Reform und jeder Transformationsprozess verläuft kontinuierlich und gradlinig. Manchmal kommt es zu disruptiven Veränderungen, die zu starken Umstrukturierungen in wirtschaftlichen und politischen Systemen führen.
Gert Scobel diskutiert mit seinen Gästen anhand einiger Beispiele die Dynamik von Kipppunkten und die Erschütterungen, die in verschiedenen Bereichen durch sie ausgelöst werden.
Gäste
Patrizia Nanz ist Politikwissenschaftlerin und wissenschaftliche Direktorin am Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung in Potsdam. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind technologischer und sozialer Wandel, Transformationen zu ökologischer und sozialer Nachhaltigkeit sowie Bürgerbeteiligung und Zukunft der Demokratie.
Timo Goeschl ist Professor für Umweltökonomik am Alfred Weber Institut für Wirtschaftswissenschaften der Universität Heidelberg sowie Direktor des Forschungszentrums für Umweltökonomik und im Vorstand des Heidelberg Center for the Environment. Er beschäftigt sich u.a. mit Kipppunkten in Biologie und Wirtschaft
Stefan Thurner ist Physiker und Komplexitätsforscher. 2009 übernahm er den Lehrstuhl für die Wissenschaft Komplexer Systeme an der Medizinischen Universität Wien. Seit 2015 leitet er den Complexity Science Hub Vienna. Schwerpunkte seiner Forschungsarbeiten sind Grundlagen komplexer Systeme, Risikoforschung sowie Netzwerkmedizin und Finanzkrisen.