Wissen

Ein Tag in der Kaiserzeit

Der "Terra X"-Dreiteiler "Ein Tag in ..." ist eine ebenso ungewöhnliche wie spannende Zeitreise in den Alltag vergangener Epochen. Diese Folge führt in das Berlin der Kaiserzeit.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2016
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 17.12.2026
Ton
UT

Das Leben von Kaisern und Königen ist umfassend erforscht und dokumentiert. Der Alltag von ganz normalen Menschen hingegen ist wenig bekannt, steckt aber voller Überraschungen und eröffnet einen neuen, verblüffenden Blick auf unsere Geschichte.

Die dritte Folge der "Terra X"-Reihe "Ein Tag in ..." begleitet einen Tag lang das Dienstmädchen Minna Eschler im Jahr 1907 - vom Aufstehen bis zum Gutenacht-Gebet. Minnas Geschichte ist erfunden, und dennoch ist sie wahr, recherchiert und verdichtet aus einer Vielzahl historischer Biografien. Mit Forschern rekonstruiert der Film am Beispiel von Minna das Alltagsleben im Berlin der Kaiserzeit.

Das Leben in der boomenden Metropole ist getragen von der Dynamik der Industrialisierung und des technischen Fortschritts sowie eines ungeheuren wirtschaftlichen Aufschwungs. Innerhalb von wenigen Jahrzehnten hat Berlin seine Einwohnerzahl verzehnfacht. Vor allem die arme Landbevölkerung aus dem Osten strömt zu Hunderttausenden in die Hauptstadt. Minna ist eine von ihnen, auf der Suche nach einer Zukunft, die sie in den bitterarmen Landstrichen Pommerns oder Schlesiens nicht hat.

Die Strahlkraft Berlins zieht Minna in ihren Bann. Elektrizität lässt neuerdings die Schaufenster erstrahlen, auch die U-Bahn hat gerade ihren Betrieb aufgenommen. Auf den Straßen herrscht Chaos, denn das neuartige Automobil, damals häufig mit Elektromotor, trifft auf eine Stadt, die noch keine Verkehrsregeln kennt. Und die Straßen- und U-Bahnen bescheren ihren Fahrgästen ein weiteres, unerwartetes Problem: Angst vor Geschwindigkeit. Als Flaggschiff des bürgerlichen Wohlstands zieht das "Kaufhaus des Westens" die Menschen an. Die Stadt ist wie heute: voll, stressig und zugleich unwiderstehlich.

Auch an Minnas Arbeitsplatz im Haushalt eines Stuhlrohrfabrikanten hält der Fortschritt Einzug. In der Küche gibt es neuartige Geräte - die erste elektrische Kaffeemaschine und einen strombetriebenen Eierkocher. Doch die Köpfe hängen noch in der alten Zeit. In der Wilhelminischen Epoche funktioniert alles nach Befehl und Gehorsam. Die Hierarchien sind undurchlässig - in der Gesellschaft wie in der Familie. Neuankömmlinge wie Minna stehen ganz unten, nur knapp über Prostituierten und Kriminellen.

Das prägt Minnas Leben. Sie schläft in einem 70 Zentimeter niedrigen Verschlag. Unter der Treppe, über der Haustür oder der Speisekammer bringen die Neureichen ihr Personal unter. Ihr Arbeitstag dauert 16 Stunden, nur alle zwei Wochen gibt es ein paar Stunden frei. Den Launen und sexuellen Übergriffen des Hausherrn sind die Dienstmädchen rund um die Uhr ausgeliefert. Durch das Dienstbuch, eine Art Arbeitszeugnis, hat die Herrschaft sie in der Hand, denn ohne einen positiven Eintrag haben die Mädchen keine Chance auf einen neuen Job.

Doch Minnas Tag führt sie aus den verborgenen Dienstboten-Gängen und Gesinderäumen der bürgerlichen Villen hinaus in die exotisch bunte Warenwelt der Kolonialwarenläden, in das ebenso düstere wie schillernde Milieu der Hinterhöfe, der Proletarier und Prostituierten, in dem eine eigene Sprache und eigene Regeln herrschen. Schließlich kommt sie in das edle Hotel "Adlon", das kurz vor seiner Eröffnung steht. Dort gibt es auch für Mädchen Chancen, die nichts gelernt haben, außer gut zu kochen.

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