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Scheitern als Chance - Wie wir aus Fehlern lernen
Irren ist menschlich. Trotzdem verbinden viele Menschen mit Fehlern Angst, Scham und Schuldgefühle. Dabei zeigt die Forschung: Wir müssen lernen, zu scheitern, um erfolgreich zu sein.
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Denn die wichtigste Erkenntnis der Fehlerforschung ist: Je mehr Fehler sichtbar werden, desto seltener wiederholen sie sich. Deshalb sollten wir Fehler als Chancen begreifen.
Fehlerkultur = Lernkultur
Schon in der Schule lernen wir durch den Rotstift: Fehler sind etwas Schlechtes. Der falsche Ansatz, sagt Theo Wehner. Der Psychologe ist Professor für Organisationspsychologie an der ETH Zürich und beschäftigt sich schon seit 40 Jahren mit den Denkmustern hinter Fehlern.
Für ihn bedeutet Fehlerkultur Lernkultur. "Im Schatten fehlerhafter Handlungen werden Gewohnheiten, Organisationsprinzipien und Entscheidungsstrukturen sichtbar, die für individuelle Lernprozesse genutzt werden können." Seine Erkenntnis: Wie oft ein Mensch Fehler macht, hängt nicht von seinem Charakter ab, sondern von der Situation: Stress, Zeitdruck oder fehlendes Wissen erhöhen die Fehlerwahrscheinlichkeit.
Fehler erkennen
Es gibt Fälle, wo Fehler im schlimmsten Fall Menschenleben kosten. Deshalb geht es in risikoreichen Bereichen wie zum Beispiel der Sicherheit der Energieversorgung, der Medizin und der Luftfahrt nicht primär um Fehlervermeidung, sondern um Fehlererkennung.
Nach schweren Unglücken entwickelte die NASA im Auftrag der amerikanischen Luftfahrtbehörde in den 1970er-Jahren ein anonymes Fehlermeldesystem für Piloten und Crewmitglieder. Die individuelle Furcht vor Strafen fiel weg, Tausende Fehler wurden gemeldet und analysiert.
Die Folge: Die Luftfahrt wurde immer sicherer. Das Prinzip solcher Meldesysteme wird mittlerweile auch in der Medizin angewendet. Christoph Mayer modelliert und analysiert am Institut für Informatik der Universität Oldenburg Störungen und Fehlerquellen in unserem Energieversorgungssystem. Der Mathematiker und sein Team wollen unsere Stromversorgung resilienter machen – und damit weniger fehleranfällig.
Besonders der Mensch als Fehlerquelle ist für Christoph Mayer interessant - sowohl bei der Arbeit im und am Versorgungssystem als auch als Auslöser absichtlicher und krimineller Manipulation von außen. Doch auch die Technik selbst ruft immer wieder neue Fehlerquellen hervor. Hier hat der Mensch den entscheidenden Vorteil: Er weiß, flexibel zu handeln.
Film von Anja Leuschner und Maike Wurtscheid