Wissen
Unser Sexleben – Wen liebe ich, wann und warum?
Was wissen wir wirklich über Sexualität, Lust und sexuelle Orientierung? Was offenbart die Wissenschaft über unser wandelbares Sexleben?
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- bis 12.01.2028
Junge Menschen, die an ihrem biologischen Geschlecht zweifeln. Eine Ehefrau und Mutter, der klar wird: "Ich liebe eigentlich Frauen." Betagte Menschen in Pflegeeinrichtungen, die darauf bestehen, ihre Sexualität ausleben zu dürfen: Steht unser Sexualleben Kopf?
Großes Unwissen
Sexualität beginnt schon im Mutterleib, begleitet uns bis zum Tod und ändert sich – ein Leben lang. Doch was prägt unsere sexuelle Orientierung und Aktivität stärker: die Gene oder die Umwelt? Obwohl Themen wie sexuelle Diversität und Identität lebhaft diskutiert werden, herrscht zum Teil noch großes Unwissen – selbst über das Lust- und Sexleben der heterosexuellen Mehrheit.
Kindliche Sexualität
Die Wissenschaft weiß inzwischen, dass Kinder lange vor der Pubertät beginnen, ihren Körper zu erkunden, und so mitunter entdecken, dass sie dabei Lust und wohlige Gefühle empfinden. Viele Eltern versuchen, das aus Unsicherheit oder Scham zu unterbinden – und können damit den späteren unbefangenen Umgang mit dem eigenen Körper und der Lust erschweren.
Dabei unterscheidet sich kindliche Sexualität grundlegend von der Sexualität Erwachsener, so Sexualpädagogin Anke Erath. "Kindliche Sexualität ist spontan und spielerisch. Kinder entdecken so ihren Körper und den der Altersgenossen." Damit gelassen umzugehen und sie gleichzeitig vor unerwünschten Übergriffen älterer Kinder und Erwachsener zu schützen, kann gelingen, wenn Eltern offen mit Kindern über Sexualität sprechen.
Sex im Alter
Manche Erwachsene wenden sich aber auch erschrocken ab, wenn die eigenen Eltern im Pflegeheim einmal körperlich übergriffig werden oder den Wunsch nach Sexualität und Privatsphäre äußern. Ohne professionelle Unterstützung haben alte Menschen in Pflegeeinrichtungen kaum eine Chance, ihre Bedürfnisse auszuleben. Gerade Nähe und Intimität sind im höheren Alter wichtig für psychische und physische Gesundheit, zeigt eine aktuelle Berliner Studie. Und auch für eine funktionierende Beziehung.
Sexuelle Orientierung
Nicht wenige Jugendliche, die äußern, in einem Körper mit dem "falschen" biologischen Geschlecht zu stecken, erfahren, dass ihr Leidensdruck nicht ernst genommen wird. Gleichzeitig nehmen Diagnosen der sogenannten Genderdysphorie seit Jahren explosionsartig zu. Zu einem Großteil sind es Mädchen, die ihr Geschlecht wechseln wollen. Wie kann man sichergehen, dass eine so fundamentale Entscheidung wissenschaftlich fundiert getroffen wird?
Die belgische Neuroendokrinologin Julie Bakker hat mit Betroffenen Tests durchgeführt. "In unserer Studie reagierten die Gehirne der Transgenderjugendlichen in bestimmten Situationen so wie die des Geschlechts, mit dem sie sich identifizierten."
Sich zum eigenen Geschlecht hingezogen zu fühlen, ist in unserer Gesellschaft nicht mehr mit Strafe oder Nachteilen verbunden. Ist das der Grund, warum es immer mehr Outings gibt? Oder ändert sich unsere sexuelle Orientierung im Lauf eines Lebens? So wie sich auch die sexuelle Aktivität verändert? Welche medizinischen oder genetischen Faktoren spielen eine Rolle dafür, ob wir ein aktives, erfülltes Sexualleben führen?