Gesellschaft
Space Business - Europas Aufholjagd im All
Das Artemis-Programm, Amerikas Rückkehr zum Mond, definiert die Raumfahrtindustrie neu. Ein Milliardenmarkt entsteht. Beim Wettlauf um die Zukunft kämpft Europa um Anschluss.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 13.06.2028
Ein Film von Susanne Freitag-Carteron
Es ist ein bisschen wie im Wilden Westen: Claims werden abgesteckt. "Europa muss jetzt dabei sein und sich diesen Platz sichern. Sonst sind wir raus", sagt der deutsche ESA-Astronaut Alexander Gerst. Doch Europas Weltraumbehörde ESA tut sich schwer.
Wünsche und Begehrlichkeiten der 22 Mitgliedsstaaten wollen sorgfältig austariert werden. Immerhin: Beim ESA-Ministerrat in Paris im November 2022 konnte man sich auf ein Rekordbudget von 16,9 Milliarden Euro einigen.
Auch an Amerikas Artemis-Mission ist Europa beteiligt: Das Service-Modul der gigantischen Mondrakete wird in Bremen gebaut. Es wird die Astronauten im Raumschiff mit Sauerstoff, Strom, Wasser und Treibstoff versorgen. Im Gegenzug dürfen europäische Astronauten mit zum Mond.
Private Firmen treiben Entwicklung voran
Auch private Unternehmen setzen die schwerfälligen Raumfahrtagenturen unter Druck. "Die Privatwirtschaft hat einfach um Längen mehr Geld als die staatlichen Organisationen", sagt Dale Ketcham, der für die NASA Flächen und Büros an Space-Firmen vermietet. Während das amerikanische Apollo-Programm der 1960er-Jahren noch eine nationale, staatlich finanzierte Kraftanstrengung war, stützen sich Amerikas Weltraumambitionen heute auf eine Vielzahl privater Firmen.
Die neuen Player der Raumfahrt sind smart. Darunter viele ehemalige Top-Leute aus dem eingestellten Space-Shuttle-Programm. Sie zogen ins Silicon Valley, machten ihr eigenes Ding. Zusammen mit begeisterten Newcomern und Milliardären wie Elon Musk und Jeff Bezos wurden sie zu Akteuren der "New-Space"-Szene und revolutionieren jetzt die Branche.
Auch europäische Astronauten haben ein Ticket
Dass europäische und amerikanische Astronauten inzwischen mit Elon Musks Raketen zur internationalen Raumstation ISS fliegen und mit seinem Starship 2025 auf dem Mond landen sollen - kein Zufall.
Sechs Astronauten schickt die ESA dafür ins Rennen. Einer, der sich Hoffnungen macht für seinen großen Traum, ist Matthias Maurer. 170 Tage schon war er auf der ISS, heute ist er Projektleiter für ein Mond-Trainingszentrum der ESA.
Der Run auf den Weltraum hat begonnen - geographisch und wirtschaftlich. Für Amerika ist die Mission klar: den eigenen Führungsanspruch untermauern und Chinas ehrgeizige Ambitionen auf Distanz halten. Für Europa entscheidet sich derweil, ob es im neuen Space Business eigenständiger Akteur wird. Oder in Zukunft abhängig von Dritten - wie bei Computerchips, Gasversorgung oder Sicherheit.