Gesellschaft
Die Schweizer Alpen – Bräuche, Käuze, Aberglauben, Staffel 2: Silvesterchlausen
Carnaval, Chalandamarz, Woldmanndli, Silvesterchlausen – Die Bräuche im Alpenbogen sind sagenumwoben. Das Leben in den Höhen und Tälern ist geprägt von Geschichten, Mythen und mitunter seltsamen Bräuchen. Die vierteilige Doku-Serie «Die Schweizer Alpen – Bräuche, Käuze, Aberglaube» geht diesen eigentümlichen Riten in traumhafter Kulisse nach.
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Wie jedes Jahr am 13. Januar findet in Urnäsch im Kanton Appenzell Ausserrhoden einer der wohl schönsten Bräuche der Schweiz statt. Frühmorgens, wenn die klirrende Kälte den Atem stocken lässt und nur der Schnee sein sanftes Licht übers Land legt, machen sich die Männer bereit für einen Tag voller Sang und Klang. Heute wird mit dem Silvesterchlausen der "Alte Silvester" gefeiert und damit dem Winter endgültig den Garaus gemacht. Rund 30 Schuppel ziehen im Dorf von Hof zu Hof und vertreiben dort mit lautem Glockengeschell die bösen Geister und locken mit melodiösem Gesang die guten an. Mit diesem Ritual soll sich ein Segen über die Bewohnerinnen und Bewohner legen. Unterschieden werden drei Arten von Silvesterchläusen: Die schönen, die wüsten und die schön-wüsten. Was sie unterscheidet, ist ihr Aussehen und ihre Aufgabe, was sie verbindet, ist Hingabe und Leidenschaft.
Bruno Diem (53) ist seit 45 Jahren mit Leib und Seele Silvesterchlaus. Sein Körper macht die Strapazen jedoch nicht mehr viel länger mit und so wird es wohl das letzte Silvesterchlausen sein, das er selber bestreiten wird. Umso emotionaler muten die frühmorgendlichen Zeuerlein an, begleitet von der atemberaubenden Schönheit der Kostüme und Hüte.
Brunos Neffe, Andrin Poltera (23), ist einer der jungen Urnäscher, die diesen Brauch weiterleben lassen. Andrin ist ein schön-wüster Silvesterchlaus und zieht mit seinem Schuppel ebenfalls durch das Dorf. Diesem Schuppel darf auch über die Schultern geschaut werden, wenn im Herbst die filigranen Hüte zu neuem Leben erweckt werden.
Christian Alder (42) ist Teil des grössten Schuppels von Urnäsch, dem Dorfschuppel. Die dreizehn Männer zwischen 23 und 62 Jahren verkleiden sich als wüste Chläuse und jagen mit ihren dämonischen Larven dem einen oder anderen Betrachtenden und aber vor allem den bösen Geistern eine Heidenangst ein. Christian und seine Chlausenfreunde zeigen, wie die Larven gemacht werden.
Jemand, der sich ganz und gar in den Dienst des Brauchtums stellt, ist Niklaus Frehner (39). Der autodidaktische Sennensattler produziert in seiner Werkstatt alle nötigen Utensilien für das Silvesterchlausen und für die Landwirtschaft. Dazu gehören Lederriemen für die Schellen und Rollen, Verzierungen und Larven. Niklaus gewährt Einblicke in ein altes und ehrenwertes Handwerk.
Walter Frick (57) ist Kurator im Brauchtumsmuseum in Urnäsch und selber begnadeter Silvesterchlaus. Er ordnet den Brauch und seine Entwicklung ein und versucht einige Einzelheiten zu erklären.