Kultur
"Kulturzeit" vom 06.05.2024: Charkiw - Ballett unter Bomben
Die Themen der Sendung: Charkiw - Ballett im Bunker, Andreas Zick über politische Gewalt, Nachruf auf Frank Stella, Internationale Kurzfilmtage, Eröffnung der Ruhrfestspiele.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 08.06.2024
Die Themen der Sendung:
Charkiw: Ballett im Theaterbunker
Zerstörte Fenster und Fassaden, Brandspuren an mehreren Stellen, auf dem Dach die Überreste einer russischen Rakete, eine Trage zum Transport von Verwundeten am Eingang und ununterbrochen ratternde Stromgeneratoren - so präsentiert sich das Opernhaus Charkiw heute. Die meisten Mitarbeiter*innen sind in einem slowakischen Flüchtlingsheim untergebracht. Dort proben sie und treten auf. In Charkiw - in der gefährlichsten ukrainischen Großstadt, die permanent unter Raketenbeschuss steht, ist das kaum vorstellbar. Ein kleiner Teil der Truppe bleibt jedoch in Charkiw, probt und tritt in der Bunkeranlage des Theaters auf. Alle Vorstellungen finden ohne Ankündigung statt. Drei Ballerinas aus der Truppe wagen sich für eine Woche von der Slowakei in die Todeszone Charkiw - für einen einzigen Auftritt im Theaterbunker. Die mutigen Frauen wollen ihre Kolleg+innen moralisch unterstützen und zusammen für die anstehende Europa-Tournee proben. Tag und Nacht stehen sie unter Beschuss. Anschließend gibt die Starballerina Antonina Radievskaya (41) eine Performance im Theater, in dem sie aus Sicherheitsgründen nicht mehr tanzen kann. 25 Jahre lang war das Opernhaus Charkiw ihr Zuhause. Radievskaya befürchtet, dass die Russen ihre Heimatstadt schon bald einnehmen können - im Zuge der aktuellen Großoffensive.
Woher kommt die politisch motivierte Gewalt? - Gespräch mit Andreas Zick
Der Angriff auf den sächsischen SPD-Spitzenkandidaten für die Europawahl Matthias Ecke in Dresden reiht sich ein in eine Folge von Angriffen auf Politiker und Politikerinnen. Mehrere Personen hatten Ecke beim Plakatieren in Dresden angegriffen und schwer verletzt. Er musste im Krankenhaus operiert werden. SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert sagte, Ecke habe die wegen mehrerer Frakturen nötige Operation gut überstanden: "Der Genesungsprozess wird ein langer Weg sein." Trotzdem wolle Ecke noch vor der Europawahl in den Wahlkampf zurückkehren. Vier junge Deutsche im Alter von 17 und 18 Jahren sollen für den brutalen Angriff verantwortlich sein. "Die Hintergründe der Tat sind nicht bekannt", sagte die Dresdner Staatsanwältin Sabine Wylegalla. Nach Angaben des sächsischen Innenministeriums wurden seit Beginn des Jahres 112 politisch motivierte Straftaten im Zusammenhang mit Wahlen registriert, die meisten davon in Dresden. Woher kommt diese Gewalt? Das fragen wir den Soziologen und Extremismus-Forscher Andreas Zick.
Zum Tod von US-Künstler Frank Stella
Mit komplett schwarzen Gemälden schockte Frank Stella einst die Kunstwelt. Ende der 1950er Jahre wurde seine Serie von minimalistischen "Black Paintings" mit symmetrischen, die ganze Fläche bedeckenden Streifen im New Yorker Museum of Modern Art ausgestellt - und weltweit wild diskutiert. Dabei seien es doch nur "flache Oberflächen mit Farbe drauf - nicht mehr", sagte Stella später und betonte, es stecke keine Bedeutung dahinter. Trotzdem: Stellas Platz in der Kunstwelt war gesichert. Auf die schwarzen Bilder folgten silberne und kupferfarbene. Im weiteren Verlauf der 1960er Jahre gewannen seine Bilder an Farbigkeit, bis hin zur Verwendung fluoreszierender Acrylfarben. Konstant blieb das Spiel mit geometrischen Formen. Später fertigte Stella, der ein Atelier in Manhattan und eines im Norden New Yorks hatte, auch Reliefs und großformatige Skulpturen an. Nicht alle davon stießen auf Begeisterung. So beschwerten sich Menschen im südkoreanischen Seoul so lange über die in ihrer Stadt aufgestellte Metallskulptur "Amabel", bis eine kleine Baumgruppe drumherum gepflanzt wurde, die das Werk teilweise verdeckt.
Seine Liebe für Rennwage lebte Stella bis ins hohe Alter aus. "Ich wurde geboren, um zu fahren", sagte er der "New York Times". Unter anderem sei er im Verlauf seines Lebens BMW und Ferrari gefahren. Für BMW verzierte er in den 1970er Jahren einen Rennwagen. Frank Stella starb am 4. Mai im Alter von 87 Jahren zu Hause in New York an Krebs, wie die "New York Times" und die "Washington Post" unter Berufung auf Harriet McGurk, die Ehefrau des Künstlers, berichteten.
Kultureinrichtungen im Griff der Antisemitismuskontroverse
Nach einem Boykottaufruf wurden Filme von den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen zurückgerufen. Der Grund: Solidarität des Leiters Lars Henrik Gass mit Israel. Können Kulturinstitutionen sich heute überhaupt noch klar positionieren?