Kultur
"Kulturzeit" vom 03.12.2024: Warum Bosheit boomt
Die Themen der Sendung: Boom des Ressentiments, Berliner Kultursparkurs - Gespräch mit Lars Eidinger, Film "The Outrun", Salzburg entlässt Schauspielchefin, der verschwundene Van Gogh.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 03.03.2025
Die Themen der Sendung:
Gemein, böse, hässlich - die Rückkehr des Ressentiments
Er zeigt jetzt überall seine Fratze: der Boom des Gemeinen, des Hässlichen, des Bösen. Die Leute haben Ordnungen satt. Die Bestien kehren zurück. Warum? "Unsere Gesellschaften sind zu Fabriken unwürdiger Situationen geworden", sagt die Psychoanalytikerin Cynthia Fleury in ihrem neuen Buch "Die Klinik der Würde" und zeigt, wie sich die Traumata verhaken. Der Historiker Richard Overy hat sich mit der langen Geschichte der menschlichen Gewaltausübung befasst ("Warum Krieg"). Peter Neumann ("Die neue Weltunordnung") vom King's College in London spricht darüber, wie sich die Tektonik der Weltordnung gerade verändert. Ein Versuch, die Fliehkräfte des Bösen zu analysieren.
Kinostart von "The Outrun"
Eine junge Frau (Saoirse Ronan) von den schottischen Orkney-Inseln flüchtet nach London, wird dort alkoholsüchtig und muss ihr Leben nach einem Absturz neu sortieren. In ihrer alten Heimat findet sie Zuflucht, doch der Weg zu Selbstfindung und Abkehr von der Sucht ist lang und schwierig. Das auf authentischen Begebenheiten beruhende Drama von Nora Fingscheidt wechselt zwischen grellen Effekten und intensiven Naturbetrachtungen, ist bewusst nicht-linear erzählt und verfremdet das Schicksal der Protagonistin durch mythologische Erzählungen und rationale Statistiken. Ein bewegender, herausfordernder Film über das Ringen mit Abhängigkeit.
Berliner Kultursparkurs - Gespräch mit Lars Eidinger
130 Millionen Euro weniger für die Kultur in Berlin im nächsten Jahr! Gegen diesen Kahlschlag protestierten am 29. November Kulturschaffende mit einem "Trauermarsch". Es drohen Arbeitslosigkeit, Einschränkungen im Spielbetrieb und Insolvenzen ganzer Häuser. Was durch die Rasenmäher-Kürzungen verloren geht, ist unermesslich. Und macht wütend. So haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Zentral- und Landesbibliothek das ehemalige Kaufhaus “Galeries Lafayette” besetzt, in das sie eigentlich einziehen sollten. Eigentlich. Auch im Heimathafen Neukölln, wo Kulturveranstaltungen aller Art und wichtige Jugend- und Antidiskriminierungsprojekte stattfinden, herrscht Entsetzen – vor allem wegen der kompletten Streichung von “Spot On” - einer regelmäßige Show von jungen Leuten, die Kultursenator Joe Chialo im Oktober noch besucht hat. Seit 1. Dezember ist auch der freie Eintritt in die Berliner Museen am ersten Sonntag jeden Monats abgeschafft. Viele Studierende und finanziell Schwache haben ihn gerne genutzt. Doch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner bleibt hart. Von den Theatern etwa fordert er "mehr Wirtschaftlichkeit und Eigenverantwortung". Und er verweist auf privat geführte Bühnen in anderen Metropolen. Ein Staat, der die Kultur dem Spiel des freien Marktes überlässt? Wir sprechen mit dem Schauspieler Lars Eidinger, der sich für mit der Aktion #berlinistkultur engagiert.
Salzburger Festspiele trennen sich von Schauspielchefin
Die Salzburger Festspiele trennen sich nach nur einer Saison von ihrer Schauspielchefin Marina Davydova. Das Dienstverhältnis sei wegen Verstößen gegen vertragliche Dienstpflichten mit sofortiger Wirkung aufgelöst worden, teilte das renommierte österreichische Festival mit. Als Grund wurde insbesondere ihre "weder angezeigte noch genehmigte Tätigkeit" bei einem Berliner Theaterfestival genannt. Nähere Angaben machten die Salzburger Festspiele nicht. Die russische Regisseurin und Theaterkritikerin Davydova war nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine aus ihrer Heimat geflohen. Sie hatte 2023 die Schauspielsparte in Salzburg mit dem Ziel übernommen, das Programm verstärkt international auszurichten.
Doku "Der verschwundene Van Gogh"
Das einst teuerste Gemälde der Welt ist seit Jahrzehnten von der Bildfläche verschwunden: Das Bildnis des Doktor Gachet von Vincent van Gogh. Ein Kunst-Krimi erzählt von der letzten großen Krise des Ausnahmekünstlers Vincent van Gogh und von mehr als 130 Jahren Kunstgeschichte, die eng mit dem Zeitgeschehen verbunden ist. Von den Mechanismen des Kunstmarktes und davon, was es für die Welt bedeutet, wenn ein Meisterwerk verschwindet. Der Film erzählt aber auch, welche Gerüchte es um den Verbleib des Bildes gibt, warum es vielleicht nie wieder das Licht der Öffentlichkeit erblicken wird und was das für die Kunstwelt bedeutet.