Kultur
"Kulturzeit" vom 23.09.2024: Brandenburg - Die Kulturszene zur Wahl
Die Themen der Sendung: Kulturszene in Cottbus, Grit Lemke zur Brandenburg-Wahl, Lage der sächsischen Theater, Bergbauern, Fontaines D.C..
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 23.09.2025
Die Themen der Sendung:
Kulturschaffende in Cottbus zur Wahl
Der Cottbuser AfD-Abgeordnete Andy Schöngarth wurde wegen Beleidigung am Amtsgericht angeklagt, weil er einer Studentin auf Instagram wünschte, vergewaltigt zu werden. Kurze Zeit später leitet er für seine Fraktion die den Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Rechte für Minderheiten - Alltag in Cottbus. Die AfD selbst nennt die Stadt Cottbus Hochburg des Widerstands. 100.000 Einwohner*innen leben hier, die Partei holt fast 30 Prozent der Stimmen fürs Stadtparlament. Auf dem Oberkirchplatz versammeln sich seit Jahren ihre Anhänger am Montagabend – ein Ritual an vielen Orten in ganz Ostdeutschland. Die AfD hat längst angekündigt, die Kulturförderung im Land generell zu hinterfragen, die "Entsiffung des Kulturbetriebs" voranzutreiben, um den Boden für die große Wende in Deutschland zu bereiten.
Seit den Wahlen in Thüringen und Sachsen wächst die Angst und Unruhe unter Kulturschaffenden. "Wir sind mehr", das schreiben zumindest die Verantwortlichen des Staatstheaters Cottbus auf den Spielplan. Am Vorabend zur Brandenburgischen Landtagswahl sind dort Wissenschaft und Ensemblemitglieder des Theaters auf der Bühne miteinander in den Dialog getreten, zusammen mit Besucher*innen - ein Versuch, den Prognosen zu trotzen: Das Theater soll zum Ort des öffentlichen Aushandelns werden, ganz in der Tradition des europäischen Theaters. Doch keiner macht sich momentan große Hoffnung: Mit Fakten wird man keinen AfD-Wähler mehr überzeugen. Wir begleiten Ensemblemitglieder des Theaters beim Bühnenprojekt am Vorabend zur Wahl bis zur ersten Hochrechnung. Weshalb engagieren sich Mitarbeiter*innen von Theatern, Museen und Jugendclubs noch? Was befürchten Sie für die Kunstfreiheit, wenn rechtsradikale Kräfte an Macht gewinnen? Wie sehr spüren Sie schon heute ihren Einfluss? Eine Reportage aus Cottbus.
Grit Lemke zur Wahl in Brandenburg
Die in Hoyerswerda aufgewachsene Autorin und Regisseurin Grit Lemke hat in den 1990er Jahren ihre Heimat Lausitz verlassen wegen der Rechtsextremen dort. Lemke wirft dem Westen Kolonialisierung im Osten vor. Das Lausitz-Festival beispielsweise sei ein Kulturimport von Westdeutschen, bei dem Hamburger Filz herrsche. Sie ist aus dem Beirat des Festivals ausgetreten. Wir sprechen mit ihr über die Ergebnisse der Wahl in Brandenburg.
Die Lage der sächsischen Theater nach der Wahl
Noch ist nicht sicher, ob das BSW in Sachsen an der Regierung beteiligt sein wird – unwahrscheinlich ist es nicht. Für die Kulturszene im Freistaat ist besonders interessant: Mit Ingolf Huhn hat die Partei einen echten Experten in Sachen Kunst und Kultur in ihren Reihen. Huhn war viele Jahre Intendant des Theaters Annaberg-Buchholz, davor in Freiberg und Döbeln. Er weiß, wie wichtig Kultur gerade in der Provinz ist und kennt die Probleme, die vor allem die finanzielle Absicherung der Bühnen betreffen. Aber hat er auch Lösungen? Und wie wichtig ist seinen Parteikollegen vom Bündnis Sahra Wagenknecht die Kultur? Der Görlitzer Intendant Daniel Morgenroth jedenfalls wartet nicht ab, wer demnächst in der Kulturpolitik das Sagen hat. Er will den Namen des Gerhart Hauptmann-Theaters an einen Sponsor verkaufen – ein Skandal oder doch ein Rettungsanker? Eines jedenfalls ist gewiss: Die Theater im ländlichen Raum Sachsens stehen vor großen Problemen.
Eine Welt in Agonie: Bergbauern
Seit Jahrhunderten bewirtschaften ihre Familien kleine Höfe in den bayerischen Alpen und bewahren damit eine einzigartige Kultur- und Naturlandschaft. Über mehrere Jahre hat der Fotograf Klaus Maria Einwanger die letzten Bergbauern begleitet. Er dokumentiert die schleichende Veränderung einer traditionellen Landwirtschaftsform, die heute meist nur noch im Nebenerwerb möglich ist, zeigt die harte Arbeit, die sorgenvolle Zukunft und die atemberaubende Landschaft. Das Dokumentationsprojekt des gebürtigen Bayern ist Hommage an seine Heimat und zugleich Appell, Regionalität und Kleinbauerntum wieder wertschätzend in den Blick zu nehmen.
"Poetic Punks" aus Irland: Fontaines D.C.
Fontaines D.C. erobern die Musikszene: Komplexe poetische Texte zu rohem Gitarren-Sound mit den unterschiedlichsten musikalischen Einflüssen. Klanglich erfinden sie sich mit jeder Platte neu, keine kopiert das Erfolgsrezept der vergangenen. Und mit ihrer Experimentierfreudigkeit haben sie Erfolg: Ihr letztes Album "Skinty Fia" erreichte in Großbritannien und Irland Platz Eins der Albumcharts. Bei den Brit Awards 2023 wurde Fontaines D.C. "International Group of the Year”. Ihr neues Album "Romance" sprengt Genre-Grenzen und zeigt ihre Experimentierfreude.