Kultur
"Kulturzeit" vom 27.11.2023: Igor Levit - mit Musik gegen Antisemitismus
Die Themen der Sendung: Igor Levit zum Konzert am BE, die DDR und das Judentum, Buch "Die Zunge", Wohnungsnot in Zürich, Yoann Bourgeois.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2023
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 27.11.2024
Die Themen der Sendung:
Igor Levit über sein Solidaritätskonzert "Gegen das Schweigen. Gegen Antisemitsmus" am BE
Der Pianist Igor Levit und das Berliner Ensemble veranstalten am 27. November ein Solidaritätskonzert für die Opfer des Hamas-Terroranschlags in Israel. Prominente wie der Musiker und Schriftsteller Sven Regener, der Publizist Michel Friedman, die Journalistin Dunja Hayali, die Band Die Toten Hosen, die Schauspieler Ulrich Noethen und Katharina Thalbach setzen sich mit Levit für ein Zeichen der Solidarität für Israel ein. Der politisch engagierte Pianist fühlt sich angesichts antisemitischer Vorfälle in Deutschland sehr allein. "So allein wie noch nie", sagte er der Wochenzeitung "Die Zeit". "Die jetzt fehlende Empathie hat bei mir dazu geführt, dass ich mein Grundvertrauen in das, was Gesellschaft in Deutschland ist, verloren habe", sagte er. "Das ist der eigentliche Bruch, den ich empfinde." Er habe mit dem Gedanken gespielt, Deutschland zu verlassen, sei aber noch nicht so weit. Wir sprechen mit dem Pianisten über das Schweigen in der Kulturbranche und seinen Einsatz dagegen.
Mehr zu Igor Levit
Die DDR und das Judentum
Gerade wurde in Dessau eine neue Synagoge eingeweiht. Selbst der Kanzler war dabei. In Erfurt freute man sich jüngst darüber, das die alte Synagoge der Stadt den Status als Unesco-Weltkulturerbe erhielt. Doch vor dem Mauerfall war jüdisches Leben in Ostdeutschland weitgehend eine Blackbox. Die kleinen, jüdischen Gemeinden fristeten ein gerade geduldetes Schattendasein. Friedhöfe und Betstätten verwahrlosten, die Geschichte der arisierten Gebäude blieb so namen- und geschichtslos wie die der Menschen, die sie einst bewohnten. Die Opfer des Naziterrors, die sich nicht unter dem Label Antifaschismus verorten ließen, blieben ausgegrenzt. Die Staatsführung flirtete mit der PLO und den sozialistischen Befeiungsbewegungen in der afrikanischen und arabischen Welt. Israel blieb als "zionistischer" und kapitalistischer Staat immer verdächtig.
Erst als der DDR, Mitte der 1980er Jahre das Geld ausging, bemühte man sich um die jüdische Lobby in den USA. Zaghaft begann man daraufhin im eigenen Land sich an die jüdischen Orte und an die Nachbarn zu erinnern, die man einst hatte. Doch eine Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte begann erst nach dem Mauerfall. Für mindestens zwei Generationen in Ostdeutschland war das reichlich spät. Wir erzählen die Geschichte exemplarisch am Beispiel der jüdischen Gemeinde in Leipzig, die 1933 die sechstgrößte Gemeinde in Deutschland war. Die Dresdner Künstlerin, Nina K. Jurk hat zum 85. Jahrestag des Pogroms vom 9. November 1938 mit einer über Leipzig verteilten Lichtinstallation vergessene Bethäuser und Synagogen "ins Licht" zurückgeholt. Und wir besuchen "Ein anderes Land - Jüdisch in der DDR" im Jüdischen Museum in Berlin - die erste große, umfassende Ausstellung zum Thema nach dem Mauerfall.
Florian Werners Buch "Die Zunge"
Sprechen. Schmecken. Küssen. Die Zunge ist das sensorische Zentrum unserer Beziehungen zur Außenwelt, sagt der Autor Florian Werner. Er beschreibt die Emanzipation dieses faszinierenden Organs: Früher aus Scham und Ekel von der Kunstgeschichte versteckt, ist die Zunge heute als Symbol von Protest und Anarchie popkulturell präsenter denn je.
Wohnungsnot in Zürich
In der größten Schweizer Stadt, in Zürich, herrscht Wohnungsnot. Das hat viel mit dem Wachstum der Stadt zu tun. In 30 Jahren sollen rund 80.000 Menschen mehr dort leben. Doch mit dem Zuzug nimmt auch die Nachfrage nach Wohnraum zu. "Nach- oder Innenverdichtung" lautet das Credo. Doch so naheliegend der Gedanke – Leittragende sind vor allem Geringverdienende und immer häufiger auch der Mittelstand. Denn wo abgerissen wird, wird teuer nachgebaut. Die Folge: Die Mieten steigen. Doch sind Gentrifizierung und soziale Verdrängung überhaupt noch abwendbar?
Der Choreograf Yoann Bourgeois und sein Tanz mit der Schwerkraft
Eine Frau, die wie ein überlebensgroßer Kegel über eine Scheibe schwebt, ein Mann, der in unendlicher Wiederholung eine Treppe emporsteigt. Die Videos des französischen Choreografen Yoann Bourgeois aus dem Pantheon wurden millionenfach geklickt. Tanz mit der Schwerkraft. Poesie mit dem Trampolin. Auch mit Popstars wie Harry Stiles und Pink arbeitet er. Ein Porträt anlässlich seiner Europatournee.