Kultur

"Kulturzeit" vom 19.04.2024: Kunstbiennale in Venedig eröffnet

Die Themen der Sendung: Kunstbiennale Venedig, der Deutsche Pavillon - Gespräch mit Jenny Schlenzka, Elefanten für Deutschland und Jean-Paul Gaultier.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 19.04.2025

Die Themen der Sendung:

Die Kunstbiennale von Venedig

Die 60. Biennale in Venedig ist noch nicht einmal offiziell eröffnet, da wird sie schon von den Kriegen in Osteuropa und Nahost überschattet: Erneut will Russland seinen Länderpavillon bei der größten und ältesten Kunstausstellung der Welt nicht bespielen - genau wie Israel, wenngleich aus anderen Gründen. Russland zeigte der Biennale schon 2022, nach seinem Überfall auf die Ukraine, die kalte Schulter. Nun überlässt es sein Gebäude überraschend Bolivien. Dagegen entschied die israelische Künstlerin Ruth Patir, den Ausstellungspavillon erst dann zu öffnen, wenn es im Nahost-Krieg eine Einigung auf einen Waffenstillstand und die Befreiung der Geiseln gibt. Doch was laut Patir als Protest für den Frieden gedacht war, provozierte wiederum Protest: Vor dem Pavillon versammelten sich pro-palästinensische Demonstranten, warfen Israel Völkermord und der Künstlerin billigen Opportunismus vor.

Es ist nicht das erste Mal, dass "La Biennale di Venezia" in ihren 129 Jahren Kontroversen erlebt. Dennoch hat sie sich seit 1895 zu einer der prestigeträchtigsten kulturellen Institutionen der Welt entwickelt. Wir berichten über die Hauptausstellung, die unter dem Motto "Foreigners Everywhere" steht, und die Höhepunkte der Biennale, die vom 20. April bis zum 24. November 2024 läuft.

Der Deutsche Pavillon in Venedig - Gespräch mit Jenny Schlenzka

Mit Arbeiten der israelischen Künstlerin Yael Bartana und des Berliner Theaterregisseurs Ersan Mondtag ist am 18. April der Deutsche Pavillon auf der Kunstbiennale in Venedig eröffnet worden. Mit Blick auf das Thema des Pavillons - "Thresholds" (zu Deutsch: "Schwellen") - erinnerte die für Kultur zuständige Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul, daran, dass Kunst und Kultur in Zeiten von Krieg und Konflikten auf der Welt zum Überschreiten von Schwellen und Grenzen anregen können. Sie erwähnte die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten. Unter dem Titel "Thresholds" will der deutsche Beitrag den Umgang mit Schwellen, Stufen und Grenzen suchen. Ausgehend von der Gegenwart als Übergang, in dem sich Vergangenheit und Zukunft überlagern, befassen sich die Beiträge auch mit dem Motiv der Schwelle als Ort zwischen Zugehörigkeiten und Gemeinschaften.

Im Pavillon zeigt Bartana in verschiedenen Räumen eine postapokalyptische Science-Fiction-Arbeit mit Videoanimationen. Mit dieser prangert sie die gegenwärtige Realität der Erde am Rande der ökologischen und politischen Zerstörung an. Ein Raumschiff mit dem Namen "Light to the Nations" (zu Deutsch: "Licht unter den Völkern", benannt nach einer Passage aus der Bibel) soll mehrere Generationen von Menschen zu unbekannten Galaxien im Weltall bringen. Diese Reise soll der kollektiven Heilung und Erlösung dienen, wie die Künstlerin ihr Werk erklärt. Mondtag beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Migration und kollektivem Gedächtnis. Vor dem Pavillon ist etwa ein großer Haufen anatolischer Erde zu sehen. Als Enkel eines Gastarbeiters aus der Türkei, der in Berlin geboren und aufgewachsen ist, erzählt er dabei die Geschichte seines Großvaters. Im Hauptraum des Pavillons steht ein brutalistischer Turm, in dem sich auf drei Etagen eine Installation aus Arbeits- und Wohnräumen befindet. Gemeinsam mit Performern wird eine Biografie aus Arbeitswelt, Fabrik, Wohnraum und öffentlichem Raum gezeigt. Der von der Kuratorin Çagla Ilk betreute deutsche Beitrag beschränkt sich jedoch nicht nur auf den Pavillon in den Giardini, sondern wird auch auf der Insel La Certosa ausgestellt. Dort zeigen die Künstler Michael Akstaller, Nicole L'Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner ihre Arbeiten. Bei ihnen geht es um Klänge und deren Verwischung von Grenzen und Schwellen. Wir sprechen mit der Direktorin des Martin-Gropius-Baus in Berlin, Jenny Schlenzka.

Mehr zur Biennale in Venedig

Elefanten für Deutschland

20.000 Elefanten sollen demnächst nach Deutschland kommen, jedenfalls, wenn es nach Botswanas Präsidenten Mokgweetsi Masisi geht, der die Dickhäuter Deutschland zum Geschenk machen will. "Ich akzeptiere kein Nein", erklärte er auf Nachfrage, das sei kein Angebot, das man ablehnen kann. Was wie ein verspäteter Aprilscherz wirkt, hat einen ernsten Hintergrund: Es gibt Streit über den Import von Jagdtrophäen nach Europa. Das deutsche Umweltministerium beabsichtigt, ihn stark einzuschränken. Botswana betrachtet das als Einmischung in seine inneren Angelegenheiten. Die Tourismusindustrie des Landes lebt von der lukrativen Vergabe von Jagdlizenzen an reiche Europäer. Außerdem leidet Botswana unter einer Überpopulation von Elefanten, ihre Zahl hat sich in den letzten drei Jahrzehnten versechsfacht. Sie zertrampeln Felder und Siedlungen, immer wieder kommt es zu tödlichen Unfällen. Wenn die Deutschen Tierschutz und Jagdverbot so ernst meinen, wie sie es anderen Ländern vorschreiben - so die Logik der botswanischen Regierung - dann sollen sie selbst erfahren, wie es ist, mit großen Wildtieren zu leben. Ist Deutschland gewappnet für die Elefanten? Wie können sich die Bürger auf ihre Ankunft vorbereiten? Das Elefantengehege Starkenberg in Thüringen bietet jetzt schon Kurse für einen "Elefantenführerschein" an. Und im Museum für Naturkunde in Leipzig will man auf Erfahrungen zurückgreifen, die vor etwa 150.000 Jahren mit Elefanten hierzulande gesammelt werden konnten.

Jean Paul Gaultier und die "Fashion Freak Show"

Er gilt als Enfant terrible der internationalen Fashion-Szene: Jean Paul Gaultier praktizierte Diversität auf dem Laufsteg, lange bevor Heidi Klums "Germanys Next Topmodel" Vielfalt propagierte. Er brach Tabus, entstaubte die Modewelt, sein Stil war einzigartig - vom Naked Dress über die Techno Dots bis zu Madonnas ikonischem Kegel-BH. Als einer der Ersten lotete er die Gender-Fluidität aus. Seiner Zeit war Jean Paul Gautier, der aus den Pariser Banlieues stammt, in vielerlei Hinsicht weit voraus. So engagierte der französische Stardesigner Menschen für seine Mode, die keine klassischen Modelmaße hatten und wurde damit zu einem Vorreiter der Body-Positivity-Bewegung. "Ich liebe die Vermischung von Kleidung, Menschen, sozialen Klassen, Geschlechtern", sagte Jean Paul Gaultier einmal und machte Inklusion, Vielfalt und die Vermischung von Genres zu den Grundlagen seines Universums.

Jetzt präsentiert der Modedesigner erstmals eine Tanzshow im Pariser Kabarett Folies-Bergères. Die "Fashion Freak Show" erzählt von der ungewöhnlichen Laufbahn Gaultiers. Das Spektakel ist eine Mischung aus Tanz, Kino, Theater und natürlich Mode. Die Show ist die Quintessenz aus 50 Jahren Mode, Underground- und Popkultur.

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