Kultur
"Kulturzeit" vom 22.11.2024: Nan Goldin provoziert mit Haltung zu Gaza
Die Themen der Sendung: Nan Goldin-Ausstellung, Raphaela Gromes, Neue Goethe-Institut-Leiterin Gesche Joost im Gespräch, Buch Wien, das Ost-Sandmännchen wird 65.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Sendetermin
- 23.11.2024
- 06:20 - 07:00 Uhr
Die Themen der Sendung:
Nan Goldin-Retrospektive in Berlin
Nan Goldins Werke als Fotografin kreisen schon immer um die Themen Liebe, Sexualität, Subkulturen, Drogen. Verschiedene Kunstmagazine wählten sie zur einflussreichsten Person der Kunstwelt. Ihr Ansehen setzt sie auch politisch ein. Vor ein paar Jahren protestierte sie gegen die US-amerikanische Unternehmerfamilie Sackler, die sie als mitverantwortlich an der Opioid-Krise in den USA brandmarkte. Im Oktober 2024 wurde sie kurzfristig festgenommen, als sie an einem sit-in für Palästina in der Wall Street teilnahm. Als amerikanisch-jüdische Künstlerin ruft sie dazu auf, keine Waffen an Israel zu liefern. Es ist also politisch keine einfache Künstlerin, die vom 23. November 2024 bis zum 6. April 2025 mit der Retrospektive "Nan Goldin. This Will Not End Well" in der Berliner Neuen Nationalgalerie ausgestellt wird. Das Museum hat deshalb ein Symposium zu "Kunst und Aktivismus" organisiert, um das es nun auch wieder Streit gibt.
Raphaela Gromes holt das ukrainische Nationalorchester nach München
Als Raphaela Gromes die Einladung des ukrainischen Nationalorchesters angenommen hatte, in Kiew zu gastieren, gab es vor dem Konzert Bombenalarm. Als sie dann gemeinsam Dvoraks Cellokonzert spielten, war das für beide Seiten ein so intensives Erlebnis, dass klar war: Es sollte keine einmalige Aktion sein. Also haben sie ein Album aufgenommen und touren jetzt gemeinsam durch Deutschland. Am 24. November gastiert das deutsch/ukrainische Projekt in München. Auf dem Programm stehen auch ukrainische Komponisten.
Gesche Joost, neue Leiterin des Goethe-Instituts im Gespräch
Gesche Joost ist neue Präsidentin des Goethe-Instituts. Die Expertise des Kulturinstituts sei "von immenser Bedeutung für Deutschland und die Zivilgesellschaften in aller Welt", sagte Joost am 21. November in München. Das Goethe-Institut werde sich beteiligen "am gemeinsamen Ringen um Verständigung über eine freiheitliche Weltordnung, um Meinungsfreiheit, Kunstfreiheit". Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erklärte, das Goethe-Institut zeige, wofür Deutschland stehe: "eine freiheitliche, moderne und offene Gesellschaft". Außenpolitik werde nicht nur von Regierungen, Diplomaten und Diplomatinnen gemacht, sondern lebe von den Begegnungen zwischen Menschen. Und weiter: "Nur indem wir weltweit Interesse an unserem Land und unserer Sprache wecken, werden wir auch im globalen Werben um die besten Köpfe bestehen." Designforscherin Joost folgt auf Carola Lentz. Joost war im Juli zur neuen Präsidentin des Goethe-Instituts gewählt worden, das mit derzeit 151 Instituten in 98 Ländern die deutsche Sprache fördert und die kulturelle Zusammenarbeit pflegt. Wir sprechen mit ihr.
Buch Wien
Die Buchmesse Wien hat auch 2024 wieder ihre Tore geöffnet – mit einer "Langen Nacht der Bücher" und vielen Veranstaltungen bis zum 24. November. 300 Aussteller aus 27 Nationen auf rund 12.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Mehr als 400 Veranstaltungen für rund 70.000 erwartete Besucher und Besucherinnen: verglichen mit den deutschen Buchmessen ist die Buch Wien ein Zwerg. Anders als Frankfurt oder Leipzig versteht sich die größte Buchmesse Österreichs auch nicht als internationaler Branchentreff, sondern als Begegnungsort für Lesebegeisterte. Und um möglichst viele von ihnen auf das Messegelände zu locken, setzt die Buch Wien neben Lesungen berühmter Autoren und Autorinnen vermehrt auf Diskussionsformate. Nicht nur über die brennenden Fragen unserer Zeit lässt sich streiten, sondern auch über Literatur. Etwa im Rahmen der "Tage der deutschsprachigen Literatur" bei denen jeden Sommer in Klagenfurt der Bachmannpreis vergeben wird. Für die Buch Wien hat man mit der Aktion "Bachmannpreis meets Vienna" den Spieß umgedreht: Statt literarischer Texte stehen diesmal Rezensionen bekannter Literaturkritiker zur Debatte. Es diskutieren die Autoren Ferdinand Schmalz und Daniel Wisser und die Autorin Anna Baar - allesamt Bachmannpreis-Veteranen
Das Ost-Sandmännchen wird 65
Der kleine Mann mit Spitzbart und Zipfelmütze ist Deutschlands dienstälteste Figur im Kinderfernsehen. Der in der DDR "geborene" Liebling von Millionen Kindern ist noch aktiv, obwohl sein ursprünglicher Arbeitgeber längst nicht mehr existiert. Er hat den Mauerfall überstanden und seinen Kollegen aus dem Westen um Jahrzehnte überlebt. Generationen von Kindern hat er schon mit seinem Traumsand ins Bett geschickt. Nun erreicht der 24 Zentimeter kleine TV-Star das traditionelle Rentenalter - ohne in Rente zu gehen. Das Sandmännchen wird 65 Jahre alt.