Kultur
"Kulturzeit" vom 26.08.2024: Solingen nach Terror - der Trauer Raum geben
Die Themen der Sendung: Trauer in Solingen, Schicksalswahl im Osten?, Salzburger Festspiele - Gespräch mit Peter Schneeberger, Hoffmanns Erzählungen, Benjamin Bernheim im Gespräch, Resümee Salzburger Festspiele.
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 26.09.2024
Die Themen der Sendung:
Trauer nach dem Terror in Solingen
Nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Messeranschlag in Solingen haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) die Stadt besucht. "Das war Terrorismus", sagte Scholz vor Journalisten. "Wir trauern um die Toten." Er hoffe, dass es dabei bleibe, dass die Verletzten stabil blieben. Er dankte Ersthelfern, die versucht hätten, Menschenleben zu retten. "Es gibt auch die Guten", so Scholz. Auch Wüst sagte: "Wir alle sind unfassbar traurig." Die Stadt Solingen wisse, wie lang ein Weg sei, um wieder unbeschwert zu sein: Bereits 1993 waren bei einem Anschlag fünf Menschen umgekommen. Am Tatort legten Scholz, Wüst und der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach Blumen nieder. Nach dem Messerangriff mit drei Toten hatte sich der mutmaßliche Täter, ein 26-jähriger Syrer, gestellt. Zugleich berichteten mehrere Medien von einem Schreiben, in dem der IS die Bluttat für sich reklamiert habe als "Rache für die Muslime in Palästina". Die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen in dem Fall. Demnach wird wegen der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung ermittelt. Zugleich klinkten sich Scholz und Wüst in die Debatte um Sicherheit und Asyl ein. Die waffenrechtlichen Regeln seien zu verschärfen, insbesondere mit Blick auf den Einsatz von Messern, so der Kanzler. Er zeigte sich zuversichtlich, dass der Bundestag einen Vorschlag der Bundesregierung schnell beschließen werde.
Salzburger Festspiele - Gespräch mit Peter Schneeberger
Klassische Musik und berühmte Künstler stehen jeden Sommer im Mittelpunkt der Salzburger Festspiele, die als eines der wichtigsten Kulturfestivals der Welt gelten. Peter Schneeberger ist vor Ort. Wir sprechen mit ihm über die diesjährige Festivalausgabe.
Die Oper "Hoffmanns Erzählungen" - Gespräch mit Benjamin Bernheim
Jacques Offenbachs unvollendete letzte Oper "Les Contes d’Hoffmann / Hoffmanns Erzählungen" ist die letzte große szenische Neuproduktion der Salzburger Festspiele 2024 auf der Bühne des Großen Festspielhauses. Der französische Tenor Benjamin Bernheim übernimmt als Hoffmann die Titelpartie dieser "phantastischen Oper", wie Offenbach sie selbst genannt hat. Inszeniert hat in Salzburg die gefragte Nachwuchsregisseurin Mariame Clément, die musikalische Leitung hat Marc Minkowski als Spezialist historisch-informierter Aufführungspraxis übernommen. Peter Schneeberger spricht mit Startenor Benjamin Bernheim in Salzburg.
Salzburger Festspiele - ein Resümee
Salzburg gilt als Festspiel-Mekka mit dem "Jedermann" als "Cash Cow" des Festivals. Den sterbenden reichen Mann gibt diesmal Publikumsliebling Philipp Hochmaier. Der heutigen Weltenlage will man Spiegel und Kultur entgegenhalten - mit russischer Note: Politikwissenschafterin Nina Chruschtschowa, Urenkelin des ehemaligen sowjetischen Regierungschefs, plädiert gegen die Ausgrenzung russischer Kunst. Intendant Markus Hinterhäuser hat gleich zwei Stücke nach Fjodor Dostojewski programmiert: "Der Idiot" und "Der Spieler", letzterer inszeniert von Altmeister Peter Sellars. Dieses Stück zeigt mit nervöser Energie: Glück durch Geld oder Drogen ist eine Illusion. Auch Salzburgs neue Schauspiel-Chefin ist Russin: Marina Davydova ist nach Putins Überfall auf die Ukraine aus Russland geflohen. Ihre Programmierung zeugt von ihren Erfahrungen. "Ich habe keinen Schwerpunkt auf russische Kultur gesetzt", sagt sie. "Aber es wäre seltsam, wenn ich nichts zu Russland machen würde. Und so habe ich mich für ein klares, politisches Signal entschieden." Und zwar mit einer Lesung von Briefen des verstorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny aus dem Gefängnis.
Die einen kämpfen, andere schweigen. Teodor Currentzis, griechisch-russischer Pult-Star, wurde auch 2024 wieder eingeladen. Kritiker werfen ihm vor, sich nicht von Putin zu distanzieren. "Nicht jeder schafft es, seine Heimat aufzugeben", sagt Davydova. "In Russland ist es gefährlich. Ich kann meine Entscheidung nicht anderen aufzwingen. Für mich wäre es seltsam in Russland weiter als Künstlerin zu arbeiten." Gesellschaftspolitik und Kunst - ein Spagat Salzburg.