Kultur

"Kulturzeit" vom 22.10.2024: Nawalnys Vermächtnis: Autobiografie "Patriot"

Die Themen der Sendung: Nawalnys Autobiografie, russische Opposition im Exil - Gespräch mit Michail Schischkin, Film "In Liebe, eure Hilde", zum Tod von Lothar König, Ezé Wendtoin.

Produktionsland und -jahr:
Deutschland 2024
Datum:
Verfügbar
weltweit
Verfügbar bis:
bis 20.11.2024

Die Themen der Sendung:

Alexej Nawalnys Autobiografie "Patriot" erscheint

Dieses Buch hätte es eigentlich nie geben sollen. Denn sein Autor - Alexej Nawalny - sollte getötet werden. Den Anschlag des russischen Geheimdienst FSB 2020 mit Gift überlebte der russische Oppositionspolitiker nur knapp. Dreieinhalb Jahre später war Nawalny tot. Gestorben unter ungeklärten Umständen in einem Straflager nördlich des Polarkreises. Nun erscheint sein Buch. "Patriot – Meine Geschichte" mit Texten, die er während der Haft geschrieben hat. Ein brisantes Vermächtnis und Alarmstufe rot für die Verlage. Denn es bestand die Gefahr, dass Nawalnys politische Gegner über digitale Kanäle Einfluss nehmen könnten, Falschinformationen über den Inhalt in Umlauf bringen. Journalist*innen durften den Text vorab nur auf einer speziellen Plattform online lesen. Ein Grund für diesen Text – so schreibt Nawalny - ist, "dass das Buch, falls sie mich endgültig erledigen sollten, mein Denkmal sein wird."

Michail Schischkin über die russische Opposition im Exil

Kleinlützel, ein Schweizer Dorf, nah der französischen Grenze: An diesen Ort hat es den russischen Bestsellerautoren Michail Schischkin verschlagen. Seit 2011 lebt er hier mit seiner Familie - seit 1995 ist er in der Schweiz. Und schreibt lautstark an gegen Putin und einen Krieg, den die Propaganda als etwas erscheinen lässt, das größer ist als das eigene Leben. Mit seinen Büchern entlarvt er Putins Propaganda, erobert sich die Deutungshoheit über russische Kultur zurück - mit Mitstreitern hat er einen Literaturpreis ins Leben gerufen, mit dem Ziel, russischsprachige Schriftsteller, die gegen den Krieg auftreten, zu unterstützen und ihre Werke im Westen bekannt zu machen. Selbst wenn Putin einmal weg sein sollte, will Schischkin nicht nach Russland zurück - den Traum jedes russischen Schriftstellers, viel Zeit auf dem Land zu verbringen, könne er auch hier in der Schweiz verwirklichen - nur dass seine Datscha nun Kleinlützel heiße.Wir sprechen mit Michail Schischkin über russische Oppositionsmitglieder im Exil.

NS-Drama "In Liebe, eure Hilde" in den Kinos

"In Liebe, eure Hilde" ist ein biografisches Drama um die NS-Widerstandskämpferin Hilde Coppi (1909-1943, gespielt von Liv Lisa Fries), die zusammen mit ihrem Mann Hans zur "Roten Kapelle" gehörte, einer von den Nazis so benannten Widerstandsgruppe. Der Film zeichnet ihre letzten Lebensmonate nach - von der Verhaftung 1942 über die Haft im Frauengefängnis Barnimstraße, wo sie einen Sohn zur Welt bringt, bis zur Hinrichtung durch das Fallbeil in Berlin-Plötzensee. Die Montage kreuzt dies achronologisch mit Impressionen aus der Vorgeschichte des Paares. Der hoffnungs- und lebensvolle Erzähltonfall dieser Rückblenden, die in der Seenlandschaft um Berlin angesiedelt sind, dient als markante Kontrastfolie zur erschütternden Passionsgeschichte, die Coppi ohne Effekthascherei als Opfer- und Märtyrerinnenfigur zeichnet, an deren Schicksal sich die Unmenschlichkeit des NS-Regimes offenbart. Andreas Dresens Film ist in den Kinos der 3sat-Länder zu sehen.

Zum Tod von Lothar König

Zigarette, lange Haare, Rauschebart: Lothar König, der langjährige Stadtjugendpfarrer von Jena, stach aus der Menge hervor. Nicht nur wegen seines Äußeren, sondern auch, weil er streitbar und oft unbequem war. Der evangelische Theologe, der nach Protesten gegen Neonazi-Aufmärsche 2011 in Dresden bundesweit bekannt wurde, ist am 21. Oktober 2024 im Alter von 70 Jahren gestorben. "Lothar König war eine unglaublich beeindruckende Persönlichkeit, ehrlich, dem Menschen zugewandt und immer konsequent gegenüber denjenigen, die die Menschenwürde einschränken", sagte der Direktor der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau Dora, Jens Christian Wagner. Königs Engagement gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus sei beispielgebend gewesen.

In den 2010er Jahren engagierte sich der Theologe mit seinem alten umgebauten VW-Bus samt Lautsprecheranlage auf zahlreichen Kundgebungen gegen rechts. Er geriet deshalb ins Visier der sächsischen Justiz. Der Vorwurf lautete schwerer Landfriedensbruch: König soll von seinem Kleinbus aus via Lautsprecher zu Gewalt aufgerufen haben. Seine Kirche stand hinter König. Es gab eine breite gesellschaftliche Solidaritätswelle. Der erste Prozess platzte, ein zweiter endet 2013 mit der Einstellung des Verfahrens. Allerdings musste König eine Geldbuße von 3000 Euro zahlen. In Jena erlebte er auch die Radikalisierung der rechtsextremen Szene mit, aus der nach 1998 die Terrorgruppe des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) hervorging. Vor allem in den 2010er Jahren wurde König als Stimme und Kämpfer gegen den Rechtsextremismus in Thüringen und darüber hinaus bekannt. Aus den Auseinandersetzungen mit der rechten Szene trug der Pfarrer eine Narbe über dem rechten Auge davon - von einem Schlagring. Wir erinnern an den mutigen Pfarrer aus Jena.

Musiker Ezé Wendtoin

Der 27-jährige Ezé Wendtoin aus Burkina Faso hat in Deutschland seine zweite Heimat gefunden. In seinen Lieder kämpft der Musiker gegen Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit.

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