Kultur
"Kulturzeit" vom 17.10.2024: "The Apprentice" - die Trump-Story im Kino
Die Themen der Sendung: Trump-Film "The Apprentice", Gespräch mit Markus Gabriel über sein Buch "Gutes Tun", Stadtkanal statt Autobahn in Nürnberg, Buchmesse - Tag 2: Liebe, Christian Bruhn zum 90..
- Produktionsland und -jahr:
- Deutschland 2024
- Datum:
- Verfügbar
- weltweit
- Verfügbar bis:
- bis 17.01.2025
Die Themen der Sendung:
Trump-Film "The Apprentice"
Es sollte ein Coup werden: Ein Spielfilm über Donald Trump kommt drei Wochen vor den Wahlen in die US-Kinos. "The Apprentice" zeigt, wie aus einem jungen, verunsicherten Millionärssohn der Mann mit dem gigantischen Ego werden konnte. Die Antwort geht zurück in die 1970e Jahre und lautet: Roy Cohn. Cohn, ein eiskalter Handlanger bei McCarthys Hetzjagd auf Linke, hat später in New York als skrupelloser Anwalt mit besten Verbindungen in Politik, Geldadel und Mafia Karriere gemacht. Sein Einfluss auf den jungen Trump war auch nach dessen eigener Aussage tatsächlich beträchtlich; die Strategie, nie eine Niederlage einzugestehen, stattdessen sofort zurückzuschlagen, war Cohns Credo. Roy Cohn, der öffentlich gegen Schwule hetzte, starb 1986 an Aids und bestritt bis zuletzt schwul zu sein. Doch da hatte Trump seinen Mentor schon fallengelassen, hatte aber dessen Taktik komplett verinnerlicht.
Die Story ist gut, trotzdem hatte der Film es schwer einen US-Verleih zu finden. Regisseur Ali Abbasi behauptet, niemand habe sich getraut, den Film vor der Wahl in die Kinos zu bringen – aus Angst vor Konsequenzen, falls Trump gewönne. Vielleicht ist aber der Film selbst das Problem. Regisseur Ali Abbasi vermeidet es geschickt, Trump entweder zu dämonisieren oder aber allzu viel Verständnis für ihn aufzubringen. Das Ergebnis ist ein Film, der keinem wehtun will und vielleicht gerade deshalb alle verärgert. Denn beide Seiten hätten gerne eine klarere Positionierung. Die entscheidende Frage, ob dieser Trump-Film die US-Wahlen beeinflussen kann, ist schwer zu beantworten. Einerseits legt er die illegalen Methoden von Roy Cohn offen, zeigt, wie er mit kompromittierenden Fotos Politiker zu Trump-freundlichem Handeln zwingt, andererseits hat der junge Trump im ersten Teil des Films eine gewissen naive Welpenhaftigkeit, die ihn fast schon sympathisch macht. Ein mutiger Verleih bringt den Film in den USA raus, gerade hat das Team eine Spendenkampagne gestartet um den Film länger in den Kinos halten zu können. Bei seiner Präsentation im Mai beim Festival in Cannes hatte der Film wütende Reaktionen im Trump-Lager ausgelöst. Ein Sprecher von Trumps Team sprach von "böswilliger Verleumdung" und kündigte eine Klage an, "um den offensichtlich falschen Behauptungen dieser Pseudo-Filmemacher entgegenzuwirken".
Markus Gabriel über sein Buch "Gutes Tun"
In seinem neuen Buch "Gutes Tun" plädiert der Philosoph Markus Gabriel für eine neue Weltordnung, in der Profit ethischen Kriterien untergeordnet sein soll. "Um das Zeitalter der Krisen, in dem wir derzeit leben, zu überwinden, brauchen wir nichts weniger als eine Neue Aufklärung", schreibt Gabriel. "Diese Neue Aufklärung geht von dem Ansatz aus, dass wir – und zwar dringend – den moralischen, menschlichen Fortschritt mit unseren sozioökonomischen Mitteln zur Produktion von Waren und Dienstleistungen und damit von Wohlstand und Wohlfahrt neu koppeln müssen." Wir sprechen mit Markus Gabriel über seine Idee des ethischen Kapitalimus.
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Stadtkanal statt Autobahn
"Ja zum Auto!" fordern gerade wieder einmal CSU und FDP in aktuellen Kampagnen. Dazu passt, dass wir immer noch mit Milliarden-Investitionen den Ausbau unseres Straßennetzes betreiben. Auch in Nürnberg. Dort soll im kommenden Jahrzehnt die Stadtautobahn, der Frankenschnellweg, ampelfrei untertunnelt werden. Ein kleiner Verein hätte da eine andere Idee: Die Stadtautobahn komplett rückbauen und in einen Stadtkanal verwandeln! Klingt absurd, hat aber weltweit schon viele erfolgreiche Vorbilder.
Buchmesse Frankfurt - Tag 2: Liebe
Am zweiten Tag der Frankfurter Buchmesse widmen wir uns Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die sich mit dem Thema Liebe und Hass in verschiedenen Facetten beschäftigen. Ulrike Draesner hat mit "zu lieben" einen Roman über eine Mutter und ihr adoptiertes Kind geschrieben, Igiaba Scebo schreibt in "Kassandra in Mogadischu" von der Verbundenheit zu einer über die ganze Welt zerstreuten Familie, Omri Boehm beschäftigt sich in "Die Realität der Ideale" mit Utopien von binationalen Freundschaften und Hengameh Yaghoobifarah schreibt in "Schwindel" über eine queere Dreiecksliebe.
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Christian Bruhn zum 90. Geburtstag
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